Ökumene: Optimistische Weihnachtsbotschaften der Kirchenspitzen
Zu Versöhnung, Frieden und gesellschaftlichem Zusammenhalt haben die heimischen Spitzenvertreter der Kirchen in ihren heurigen Weihnachtsgedanken aufgerufen, die auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) veröffentlicht wurden. Dabei wollen sie den Menschen auch Optimismus angesichts der Pandemie vermitteln. "Gott ist bei uns Menschen. Gerade auch in schwierigen Zeiten." Das betont etwa Kardinal Christoph Schönborn. Er verweist auf die großen Belastungen, die die Pandemie für viele Menschen mit sich gebracht hat.
Es sei schon das zweite Weihnachtsfest unter den Einschränkungen der Pandemie. Trotzdem oder gerade deswegen wolle er dazu einladen, "dass wir das Weihnachtsfest als das nehmen, was es uns schenken will, dass Gott uns in unglaublicher Weise nahe ist und mitten unter uns ist, auch in schwierigen Zeiten." Das Kind in der Krippe möge Trost und Zuversicht schenken, so Kardinal Schönborn.
Für eine Gesellschaft, "in der Menschen aufeinander achten und in der vor allem die Schwachen und Verletzlichen, für die ja Gott zuallererst Mensch geworden ist, besonders geschützt werden", plädiert der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seiner heurigen Weihnachtsbotschaft. Wenn ein Teil der Bevölkerung gegen die Covid-Maßnahmen demonstriert und nur eigene Rechte bzw. die eigene Freiheit einfordert; wenn die reichen Länder sich mit Impfstoff eindecken und die armen auf der Strecke bleiben; wenn an den Grenzen Europas die Mauern und Zäune immer höher werden; wenn die Staaten trotz massiven Voranschreitens des Klimawandels nach wie vor nur auf eigene Vorteile schauen - "dann werden wir die Welt so nicht retten können", mahnt Hennefeld.
Gott ist zu Weihnachten Mensch geworden, um die ganze Welt zu retten. So gelte es, "Verantwortung füreinander zu tragen, sich auch um die Freiheit und die Rechte der anderen zu kümmern und gemeinsam die wunderbare Schöpfung Gottes zu bewahren, "damit auch die Generationen nach uns noch eine Lebensgrundlage vorfinden".
Das Gemeinsame vor das Trennende stellen
"Das Virus hat nicht nur die Kapazität, das Immunsystem des einzelnen Menschen zu überwinden, sondern auch eine Gesellschaft auseinanderzutreiben, einen Keil in eine Gesellschaft hineinzutreiben. Aber das dürfen wir nicht zulassen." - Mit diesen Worten hat Caritas-Präsident Michael Landau in seinen Weihnachtsgedanken zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgerufen. Er verweist auf die jüngste Lichter-Aktion in Wien unter dem Motto "Yes we care". Dies sei ein ermutigendes Zeichen gewesen, "dass es unter sehr vielen Menschen diesen Geist des Miteinanders gibt". Landau: "Wenn wir diese Krise bewältigen wollen, dann sind Zusammenhalt und Zuversicht zwei ganz unerlässliche Elemente." Der Caritaspräsident betont zum Weihnachtsfest die Gewissheit, "dass Gott uns auch in schwierigen Situationen nahe ist". Er wünsche allen Menschen Gelassenheit und Begegnung, die das Gemeinsame vor das Trennende stellen.
"Weihnachten in dornigen Zeiten"
Von "Weihnachten in dornigen Zeiten" spricht Bischof Michael Chalupka in seinem Beitrag. Er verbindet die herausfordernde Zeit der Pandemie, unter deren Bedingungen das Weihnachtsfest auch heuer wieder stattfinden muss, mit seinem liebsten Lied der Advent- und Weihnachtszeit: "Maria durch ein Dornwald ging". Mit dem ungeborenen Jesuskind noch im Herzen verwandelten sich die Dornen zu Rosen, heißt es in dem Lied. In wenigen Sätzen werde so die ganze Weihnachtsgeschichte präsent, betont Bischof Chalupka. "Die dornigen Zeiten verwandeln sich durch die Menschwerdung Gottes", so die zuversichtliche Weihnachtsbotschaft des Bischofs.
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), er ist auch Vorsitzender der orthodoxen Bischofskonferenz, ruft in seinen Weihnachtsgedanken zu Frieden und Versöhnung auf. "Gott wird Mensch aus Liebe zu uns Menschen", bringt der Metropolit das Mysterium von Weihnachten auf den Punkt. Diese Liebe Gottes befähige auch den Menschen zur Liebe. Metropolit Arsenios: "Weihnachten ist das Fest der Versöhnung. Lassen wir das Trennende auf der Seite und stiften wir Frieden!"
Beschenkt werden und selbst schenken
Beschenkt werden und selbst schenken ist zutiefst mit der Erfahrung von Weihnachten verbunden. Das betont Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in ihrem Weihnachtsgedanken. Moser verweist auf den evangelischen Theologen Miroslav Volf. Dieser habe das Geheimnis von Weihnachten so formuliert: "Gott beschenkt uns, damit wir im Rahmen unserer Möglichkeiten selber Schenkende werden können." Schenken sei etwas ganz Wesentliches für das Christentum und auch für eine christliche Lebenshaltung. Wichtig sei freilich die Reihenfolge: "Wir sind zuerst von Gott Beschenkte und werden als Beschenkte selbst zu Schenkenden."
Quelle: kathpress