Marketz: Bei Pandemie sprachlich und in der Haltung abrüsten
Angesichts des zweiten Weihnachtsfests unter Corona-Bedingungen wünscht sich der Kärntner Bischof Josef Marketz, "dass wir sprachlich und in der Haltung zueinander abrüsten". Das betonte Marketz im Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (Ausgabe 23. Dezember). "Jesus ist gekommen, um die Botschaft der Liebe zu verkünden", so der Bischof in Hinblick auf die Botschaft von Weihnachten.
"Es liegt an uns, dieser Einladung zu folgen. Sonst wird diese Pandemie noch tiefere Spuren in uns hinterlassen", zeigte sich Marketz überzeugt. Als "wirkliche Gefahr" sehe er, dass ein großes Misstrauen verbreitet werde. Es wendet sich gegen die Regierung, gegen Ärzte und gegen Institutionen. "Ich sehe hier eine ganz wichtige Aufgabe für die Zukunft. Wir werden viel zu tun haben, um dieses Misstrauen wieder in Vertrauen umzuwandeln."
In einem weiteren Weihnachtsinterview mit der "Woche Kärnten" (22. Dezember) sprach sich Marketz zudem dafür aus, den Ärzten und der Politik weiterhin zu vertrauen. Er erlebe, dass die Geduld vieler Menschen strapaziert und die Gesellschaft zunehmend gespalten sei. Dass Fehler geschehen, sei "wohl unvermeidlich", "aber auch wenn ich nicht mit allen Entscheidungen einverstanden bin, beuge ich mich nach dem demokratischen Prinzip der Mehrheit". Das sei etwa im Fall des assistierten Suizids so, wo er sich für eine baldige Korrektur des Gesetzes einsetze.
Eine rote Linie werde für ihn da überschritten, wenn der Pandemie geschuldete Todesopfer gegen eine positive Wirtschaftsentwicklung in Kauf genommen werden. "Das wäre würdelos gegenüber dem einzelnen Menschen, ob jung oder alt, und wohl das Ende einer gesellschaftlichen Solidarität".
Geht um andere Form des Gesprächs
Vom "Sonntag" in Bezug auf den von Papst Franziskus initiierten synodalen Prozess abgesprochen, sehe er die Erwartung, "dass wir in der Kirche einen neuen Weg des Miteinander-Sprechens, des Aufeinander-Hörens, des Miteinander-Entscheidens finden". Dem Papst gehe es um eine "andere Form des Gesprächs". "Er lädt ein, dass wir wirklich aufeinander hören und nicht gleich dem anderen ins Wort fallen und versuchen, ihn zu überzeugen", so Marketz.
Auch in der Kirche in Kärnten wolle Marketz "dieses synodale Gespräch" etablieren, er wünsche sich, dass möglichst viele eingebunden werden." Ziel ist es, dass wir gemeinsam auf den Weg kommen", man habe dafür schon intensiv gearbeitet. "Ich möchte das im nächsten Jahr in einem großen Prozess zusammenführen. Wir werden hier ein positives Zeichen setzen."
Dass der synodale Prozess zu einer Kärntner Diözesansynode führe, glaube Marketz weniger. "Heute geschehen viele Veränderungen im Zuge eines Prozesses und nicht mit einem einmaligen Kongress. Für einen synodalen Wandel braucht es intensive Gespräche, die eventuell mehr Zeit benötigen."
Marketz gehe es in erster Linie darum, "dass die Kirche wieder relevant für das Leben der Menschen wird". Gerade im Blick auf eine synodale Kirche sei ihm deswegen die Wahl der Pfarrgemeinderäte im kommenden Jahr besonders wichtig. Diese sollten "immer mehr Möglichkeiten haben, sich in der Kirche zu entfalten und Kirche am Ort zu gestalten".
Quelle: kathpress