Krautwaschl zu Impf-Konflikt: Als Kirche zu vermitteln ist schwer
Für die Kirche ist es nicht einfach, in der gegenwärtig aufgeheizten Corona-Maßnahmen- und Impfdebatte zu vermitteln: "Wir tun es und sind trotzdem auch zerrissen", räumte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl im Interview der "BauernZeitung" (23.12.) ein. Mit ihrer Erklärung "Schützen.Heilen.Versöhnen." seien die katholischen Bischöfe sehr differenziert auf alle Fragestellungen rund um eine temporäre Impfpflicht eingegangen. "Wir probieren zu verbinden, aber in einer solchen Stimmung wie jetzt ist das sehr schwer." Auf die Frage, ob die Situation eskalieren könnte, bekannte Krautwaschl: "Ich weiß es nicht."
Als die Pandemie losging, "waren wir alle miteinander vor Angst erstarrt" - wie immer, wenn etwas Neues daherkommt, so der Bischof. "Aber jetzt haben wir dank der Wissenschaft, Forschung und Begabungen, die Gott den Menschen auf der ganzen Welt geschenkt hat, Impfungen." Krautwaschl sagte allen "Dankeschön", die sich und andere auf diesem Weg schützen. Obwohl sie den weitaus größeren Teil der Gesellschaft ausmachten, vergesse man sie oft.
Corona habe eine Haltung im Sinne von "Die Welt wird immer komplizierter, die einzige Sicherheit, die es gibt, bin ich mir selbst" verdeutlicht, die schon vor der Pandemie um sich gegriffen habe: Freiheit werde sehr großgeschrieben und auch ohne den Bezug zum Nächsten wahrgenommen. Auch Autoritäten würden relativiert, wie Krautwaschl darlegte: "Solange der Bischof oder der Bürgermeister das sagt, was sich die Leute denken, ist er für sie in Ordnung." Diese Entwicklungen treten nach den Worten des Bischofs jetzt eruptiv hervor und stellten vor die Frage: "Haben wir es gelernt, aufeinander zu hören oder haben wir es verlernt, den anderen ernst zu nehmen, weil nur ich zähle?"
Glaube ist mehr als Kirchgang
Zur Glaubensausübung in der Pandemie erklärte Krautwaschl, dass wesentliche Elemente des Feierns in der gewohnten Form nicht möglich seien. Umgekehrt habe die Kirche viele Medien neu genutzt. "Ich stelle mir selbst immer mehr die Frage, ob es gescheit ist, dass man den Glauben der Bevölkerung am Kirchgang misst", sagte der Grazer Bischof. Hoffnung zu vermitteln z.B. durch die Pflege von Angehörigen oder indem "ich den Laden daheim schaukle" habe auch mit dem Glauben zu tun. Karitative Tätigkeit im Sinne von "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" ist laut Krautwaschl "Evangelium pur".
Quelle: kathpress