Glettler: "Über der Weihnachtskrippe steht heuer Versöhnung"
"Über der Weihnachtskrippe steht heuer Versöhnung. Corona darf unser Miteinander nicht nachhaltig beschädigen": Diesen Wunsch hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im vorweihnachtlichen Interview der "Bezirksblätter Tirol" (22.12.) formuliert. "Uns allen würde ein Innehalten guttun", betonte er auch in der "Kronen Zeitung" (23.12.). Es gebe in der gegenwärtigen Phase nicht nur eine gereizte Stimmung, sondern echte Zerwürfnisse und Verhärtungen, die bereits Familien und Beziehungen nachhaltig verletzt hätten. "Machen wir doch einen weihnachtlichen Stopp - runter vom Gaspedal der Empörung", so Glettler. Sein persönlicher Tipp: "Täglich zehn Minuten Stille. Das wirkt Wunder, wie jedes einfache Gebet".
Glettler rief zu einer Demonstrationspause zwischen Weihnachten und Neujahr auf. Das Geburtsfest Jesu bietet nach den Worten des Bischofs die Chance, "einander in die Augen zu schauen, wenn nötig, um Entschuldigung zu bitten und die Hand zu reichen". Versöhnte Menschen könnten die schwierigsten Situationen meistern. Zuhören sei entscheidend, so Glettler. Damit beginne auch der Glaube an Gott, der aus Lethargie und Verzagtheit herausreißen könne.
Sehnsucht nach realer Begegnung
Auf die Frage, ob angesichts der verordneten Distanz nicht die Gefahr bestehe, dass sich noch mehr Menschen von der Kirche entfernen, antwortete Glettler der "Krone": "Die Sehnsucht nach realer Begegnung und echtem Miteinander-Feiern ist ungebrochen." Er sei optimistisch, dass die Leute überall dort wieder in die Kirche kommen, "wo man einen lebendigen Glauben erlebt und eine fröhliche Aufmerksamkeit". Die leibliche Dimension sei gerade bei den christlichen Sakramenten enorm wichtig: "Gott ist doch Mensch geworden, nicht eine fromme Idee", erklärte der Bischof.
Den "Bezirksblättern" gab Glettler Einblick, wie sich die Coronakrise auf die Kirche in Bezug auf Spendeninitiativen und Gottesdienstbesuch auswirkt. Die letzte Caritas-Haussammlung sei "leider recht mager" ausgefallen, er hoffe auf ein besseres Ergebnis bei der momentan durchgeführten "Aktion Bruder und Schwester in Not", sagte der Bischof. Der Kirchenbesuch sei von Pfarre zu Pfarre verschieden, "aber insgesamt durchwachsen". Er sei zuversichtlich: "Dort, wo lebendig gebetet und gefeiert wird, werden die Leute wieder kommen."
In der "Kronen Zeitung" schilderte Glettler seine Pläne für den Heiligen Abend: Er werde im Hospiz Gottesdienst feiern und anschließend die "Mentlvilla" besuchen, wo Drogenkranke ein vorübergehendes Zuhause haben. In der "bischöflichen WG" sei dann abends das weihnachtliche Räuchern vorgesehen - mit Gebet und Weihrauch durchs ganze Haus. Und im Keller des Bischofshauses sei eine wunderschöne Krippe aufgebaut, die betrachtet werde.
Auch der "Österreichischen BauernZeitung" gab Bischof Glettler ein Interview, in dem er einen Ausblick auf die nähere Zukunft gab: Die Diözese starte vom Petrus-Canisius-Jubiläumsjahr direkt in den synodalen Prozess der Katholischen Weltkirche. Dabei gehe es Glettler um die zentrale Frage, die Papst Franziskus vorgab: "Wie können wir als katholische Kirche gemeinschaftlicher, partizipativer und missionarischer werden?" Glettler bat alle, die daran interessiert sind, ihre Erfahrungen und Vorschläge an www.dibk.at zu senden.
Quelle: kathpress