Weihnachten: Schönborn ruft zu vielen kleinen "Friedensschlüssen" auf
Zu vielen kleinen persönlichen "Friedensschlüssen" zu Weihnachten hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen. Die Pandemie lasse die Schwachstellen in der Gesellschaft und im Leben jedes Einzelnen deutlich hervortreten, so der Kardinal im Interview mit den Wiener Bezirksblättern. Weihnachten sei deshalb heuer für viele ein mit schweren Sorgen beladenes Fest. Schönborn: "Ich persönlich erlebe, dass die Weihnachtsbotschaft gerade dann besonders hell strahlt, wenn ringsherum die Dunkelheit zunimmt. Aber viele haben diesen Trost und diese Hoffnung nicht. Wir alle können aber mithelfen, zum Beispiel, indem wir in diesen Tagen besonders aufmerksam und rücksichtsvoll sind - gerade auch denen gegenüber, die uns auf die Nerven gehen."
Ein Miteinander entstehe nicht aus politischen Entscheidungen oder aus Appellen heraus, sondern aus unzähligen persönlichen Akten, aus lauter kleinen Friedensschlüssen, so Schönborn: "Wir müssen uns da alle am Riemen reißen und im persönlichen Umgang die drei Wörter ernst nehmen, die Papst Franziskus uns empfiehlt: 'Bitte', 'Danke' und 'Verzeih'."
Bei jeder unangenehmen Begegnung sollte man daran denken, "dass unser Gegenüber vielleicht voller Sorge ist". Vom Schauspieler Robin Williams stamme diesbezüglich ein guter Satz: "Jeder, den du kennst, kämpft in einer Schlacht, von der du nichts weißt. Sei daher immer freundlich!"
Der Kardinal rief im Interview zudem dazu auf, die rechten Relationen zu wahren: "Wenn ich schaue, wie es in anderen Gegenden der Welt zugeht, dann können wir wirklich dankbar dafür sein, wie gut wir uns trotz aller Pannen und Unsicherheiten organisieren." Dafür gelte es auch dankbar zu sein. Schönborn: "Dankbarkeit ist überhaupt ein Schlüsselbegriff: Ohne Dankbarkeit gibt es kein Glücklichsein."
Zur Frage, wie er heuer persönlich Weihnachten feiern wird, antwortete der Wiener Erzbischof: "Wir haben als Hausgemeinschaft eine kleine Weihnachtsfeier mit den anderen Bewohnern des Bischofshauses. Wir singen vor dem Christbaum, beten, lesen das Weihnachtsevangelium und packen Geschenke aus. Dann feiere ich wie immer die Mette mit der Caritas-Gemeinde, mit Menschen, die buchstäblich nichts besitzen und unter besonders schwierigen Umständen leben, die aber doch die Christmette mit einer so großen Herzensfreude feiern - so, wie es uns das Christuskind zeigt, das in einem armseligen Stall zur Welt kommt: Es kommt nicht darauf an, wie viel wir besitzen, sondern darauf, ob die Liebe noch unser Herz berühren kann."
Quelle: kathpress