Marketz: Weihnachten auch für Versöhnung und Heilung nutzen
Der Kärntner Bischof Josef Marketz hat dazu aufgerufen, Weihnachten auch als Anlass zur Versöhnung und Heilung durch und in der Pandemie geschlagener Wunden zu nehmen. "Unser großer Beitrag als Kirche muss es sein, Menschen zur Versöhnung zu führen", sagte der Kärntner Bischof in einem Video-Interview mit der Internetredaktion der Diözese Gurk-Klagenfurt. Gewiss seien die Verletzungen, die durch Auseinandersetzungen rund um die Pandemie aufgetreten sind, teils sehr tief und sie werden "auch nicht auf Knopfdruck" verschwinden, aber Weihnachten biete einen guten Anlass "damit einfach anzufangen".
Neben Versöhnung und Heilung sei Vertrauen ein wichtiges Schlagwort, führte der Bischof weiter aus: Dieses sei nämlich vielerorts verloren gegangen - sei es das Vertrauen in Personen, Beziehungen oder in die Wissenschaft. "Wem vertrauen wir jetzt?" sei daher auch eine zentrale Frage und Aufgabe bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Zerrüttungen der vergangenen Wochen und Monate. Die österreichischen Bischöfe würden in dieser Frage dafür werben, der Wissenschaft, den Ärzten, der Medizin zu vertrauen. Zwar gebe es augenscheinlich "keine 100-prozentige Wahrheit" in den Fragen rund um die Pandemie und deren Bekämpfung, aber: "Wir Bischöfe sind alle geimpft, weil wir gesagt haben: Warum sollten wir jenen nicht mehr vertrauen, denen wir bislang vertraut haben?"
Weltsynode "ziemlich genial"
Ein weiteres großes Thema des halbstündigen Interviews mit dem Leiter der Internetredaktion, dem Theologen Karl-Heinz Kronawetter, stellte der vom Papst weltweit ausgerufene synodale Prozess dar. Die Idee, die der Papst damit verfolge, nämlich eine neue Gesprächs- und Diskurskultur in der Kirche, aber auch insgesamt in der Gesellschaft zu etablieren, sei "ziemlich genial", betonte Marketz. Und er rückte zugleich die Erwartungshaltungen, die vielerorts an diesen Prozess geknüpft würden, zurecht: Es gehe weniger darum, dass sich die eine oder andere Position mit besseren Argumenten durchsetze, als vielmehr darum, gemeinsam neue Wege des Miteinanders zu finden, "um überhaupt zu guten Entscheidungen zu kommen". Dazu gehöre nicht nur das gute Argument, sondern auch die Stille und das aufeinander Hören.
Wichtig sei Franziskus in diesem Kontext auch, dass sich nicht eine laute Mehrheit durchsetze, sondern dass die oftmals leisen Randgruppen gehört und in den Fokus genommen werden. In Kärnten jedenfalls werde man diesen begonnenen Weg mit voller Energie mittragen und so dazu beitragen, "die Kirche und die Gesellschaft von innen her zu transformieren. Das sollte unser Beitrag sein", so der Bischof.
Im Blick auf Weihnachten lud der Kärntner Bischof abschließend dazu ein, der Stille mehr Raum im Alltag zu geben. Dies schärfe die Sinne und den Verstand.
Quelle: kathpress