"Vinzi-Pfarrer" Pucher: Pandemie eine "gesellschaftliche Watsche"
Als "gesellschaftliche Watsche an die ganze Welt" hat der Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher die Corona-Pandemie bezeichnet. Die Weltgesellschaft liege in verschiedensten Bereichen wie Umwelt oder auch beim "Wohlstands- und Luxuswahn" im Argen. "In fast allen Bereichen haben wir uns verrannt", sagte der Initiator der Sozialprojekte der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg im Interview der "Kleinen Zeitung" (Sonntag).
Allerdings sei in Pandemiezeiten die Bereitschaft zum Blick auf die Schicksale einzelner Menschen gewachsen, zeigte sich Pucher überzeugt. "Politisch mag die Situation verhärtet sein, gesellschaftlich im Groben wahrscheinlich auch, aber mitmenschlich ist es wärmer geworden", sagte er.
Den Eindruck, dass soziale Wärme in soziale Kälte umgeschlagen habe, könne er nicht bestätigen, so Pucher: "Soziale Kälte ist eine Folge des Egoismus, dem wir immer mehr gefrönt haben, getrieben davon, was man alles haben will. In der Quarantäne begannen viele Leute, über sich und ihr Leben nachzudenken. Und siehe da, bei manchen führte das zu einer Neuorientierung, vielleicht nicht radikal, aber in kleinen Bereichen."
Menschen kämen aus "dem kleinen Kästchen ihres eigenen Ich" heraus und interessierten sich für andere. Auch sei bei Spendenaktionen eine große Offenheit und Großzügigkeit vorhanden, berichtete der "Vinzi-Pfarrer". Bei den Gottesdienstbesuchern sehe er, dass gar nicht so wenige wieder in die Kirche finden, auch wenn sie in den letzten Jahren die Kirche nicht mehr als ihre Heimat empfunden hätten: "Jetzt kommen sie wieder herein - und selbst wenn der Besuch nur darin besteht, ein Kerzerl anzuzünden."
Letztlich wolle jeder Mensch gut leben und auch gut umgehen mit anderen, betonte Pucher. "Dieser Impuls wird nicht durch philosophische oder politische Ideen gestärkt, sondern durch eine persönliche religiöse Beziehung zu Gott - und sprechen wir es zu Weihnachten einmal aus -, durch eine Beziehung zu Jesus."
Quelle: kathpress