Synodaler Prozess: Erste Zwischenbilanz in Salzburg und Tirol
Der von Papst Franziskus im Herbst gestartete "synodale Prozess" hat in Österreich bereits einiges in Bewegung gebracht: Davon zeugen Berichte aus den Diözesen Salzburg und Innsbruck dieser Tage über Gespräche und "Zuhör-Aktionen", die mit Blick auf die Synode initiiert wurden. In der Salzburger Erzdiözese etwa zog die Katholische Aktion (KA) Zwischenbilanz über eine am 8. Dezember veranstaltete "Zuhör-Aktion": KA-Präsidentin Elisabeth Mayer und ihre Vorgängerinnen Doris Witzmann und Luitgard Derschmidt nahmen dabei nach dem Motto "Was Sie der Kirche schon immer sagen wollten" Anrufe entgegen. Deren Inhalte, kein wutschnaubendes Dampfablassen, sondern Ausdruck echter Sorge und konstruktiver Vorschläge zur Kirchenzukunft, berichtete die "Salzburger Woche" (Donnerstag).
"Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten Reformanläufe oft ins Leere gingen, haben die Anrufenden die Hoffnung auf Erneuerung der Kirche nicht aufgegeben. Sie wünschen sich mehr Unterstützung für Papst Franziskus", erklärte Mayer. Die bei der Salzburger "Zuhör-Aktion" eingegangen Anregungen hätten von neuen Wegen der Kirchenfinanzierung über Fotovoltaik auf Kirchendächern bis zu lebensnahen Gottesdiensten gereicht. Dass angesichts völlig überlasteter Pfarrer und Pfarrgemeinden neuer Zugänge zum Priesteramt notwendig seien, habe keiner der Anrufer in Frage stellen wollen. Seelsorgliche Notstände in so mancher Pfarre würden Menschen belasten, die sich oft jahrzehntelang für ein lebendiges Gemeindeleben eingesetzt haben.
Ein Dauerbrenner bei den Wünschen sei eine zeitgemäße und verständliche Sprache in den Gottesdiensten gewesen. Auch ein Pfarrerwechsel könne zur Belastungsprobe werden, wenn dem "Neuen" bewährte Initiativen nicht mehr ins Konzept passen. Auch die Frage, wie man die Menschen von Kirchenaustritten abhalten könne, sei Thema gewesen. Außerdem wollten die Anrufenden laut Mayer "weniger i-Tüpferl-Reiten" in der kirchlichen Bürokratie, die "längst überfällige Weihe von Frauen" sowie ein Ende des Pflichtzölibats. "Es waren intensive und bereichernde Gespräche und sicher nicht die letzte Zuhör-Aktion", so Mayer.
Eine positive Zwischenbilanz zog auch das Koordinationsteam für den "synodalen Prozess" in der Diözese Innsbruck, Simon Kopf und Magdalena Pittracher, für die dortige mit 1. November gestartete Online-Befragung. 465 Personen hätten bislang teilgenommen, sowie zusätzlich 15 kirchliche Gremien, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" am Freitag. "Jede Woche sind es im Schnitt rund 50 Personen, die sich an der Befragung beteiligen und den Online-Fragebogen ausfüllen", erklärte Kopf. Alle Altersgruppen seien vertreten: 40 Kinder und Jugendliche hätten ebenso teilgenommen wie rund 50 Menschen im Alter von 70 bis 80. Die größte Gruppe mit bislang 122 Rückmeldungen bildeten Menschen zwischen 50 und 60.
Eine Beteiligung ist noch bis einschließlich 31. Jänner für alle - ob kirchlich engagiert oder distanziert - möglich. Neben Einzelpersonen sind spezielle Zielgruppen gebeten, an der Online-Befragung teilzunehmen. "Wir haben uns gezielt an Personengruppen gewandt, die im kirchlichen Alltag oft unterrepräsentiert sind", erklärte Kopf. Darunter seien zum Beispiel soziale Randgruppen, Menschen mit Fluchterfahrung oder Kultureinrichtungen. Auch an Studierende, Schülerinnen und Schüler, Frauengruppen, ökumenische Initiativen und Traditionsverbände sei die Einladung zur Beteiligung ergangen. Über den Inhalt der Rückmeldungen selbst wird sich die Diözese anschließend äußern.
Papst Franziskus hat die Bischöfe aller Diözesen weltweit aufgefordert, Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zur Zukunft einer Kirche des Miteinanders in Form eines "Synodalen Prozesses" zu erfragen: in Diskussionsgruppen und mit Fragebögen. Die Ergebnisse dieser Bischofssynode sollen bei der Abschlusssynode 2023 in Rom mit dem Papst besprochen werden.
Quelle: kathpress