Diskussion über mehr Rechte für Frauen in der Kirche geht weiter
Die Reforminitiative "Maria 2.0", die für mehr Rechte von Frauen in der katholischen Kirche eintritt, sucht auch in Österreich den Dialog über Reformfragen u.a. mit Bischöfen. So teilte die steirische Gruppe zuletzt mit, es werde am 2. Februar (Mariä Lichtmess) einen Lichterzug vom Grazer Dom zur Stadtpfarrkirche geben, um den Forderungen - u.a. jene nach einer Abschaffung des Zölibats und der Zulassung von Frauen zur Priesterweihe - Nachdruck zu verleihen. Gegenüber der "Kleinen Zeitung" (16. Dezember) zeigte sich der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl prinzipiell gesprächsbereit: "Ich verstehe die Anliegen der Frauen und trage sie teilweise mit", zitierte die Zeitung den Bischof.
Zugleich bat er um Verständnis, dass der Blick der Weltkirche stets ein umfassenderer sei. "Wenn ich in Südamerika eine Umfrage zur Abschaffung des Zölibats mache, geht diese hundertprozentig dagegen aus." Daher habe der Papst ja auch den Weg eines synodalen Prozesses und Dialogs gewählt. Er persönlich verstehe die "Ungeduld" in der Debatte, aber man dürfe - auch wenn sich die Bibel nicht eindeutig gegen Priesterinnen ausspreche - nicht die Tradition unterschlagen. Die Debatte, was ein Priester ist und ob das Geschlecht dabei eine Rolle spielt oder nicht - diese Debatte sei noch zu führen, so Krautwaschl.
Im Übrigen verwies der Bischof auf zahlreiche Frauen, die bereits in kirchlichen Leitungsämtern und Funktionen tätig sind - von Religionslehrerinnen über die Leiterin des Wirtschaftsrates der Diözese bis hin zu Leiterinnen von Begräbnis- oder Segnungsfeiern.
Tiwald: Biblischer Befund bei Frauenämtern nicht eindeutig
Einblicke in den biblischen bzw. neutestamentlichen Befund zur Frage nach Frauen und Frauenämtern in der frühen Kirche bot in einem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" der Wiener Bibelwissenschaftler Prof. Markus Tiwald (aktuelle Ausgabe). Keinen Zweifel lasse die Bibel daran, dass Jesus sowohl Mitarbeiterinnen als auch Mitarbeiter gehabt habe. Frauen hätten dabei - wie im Fall Marias von Magdala - auch gepredigt und Verkündigungsdienste übernommen.
Erst mit der Etablierung der frühen Kirche sei es dann zu einer gewissen Institutionalisierung in den Ämtern gekommen. Dies sei nicht etwa ein "Sündenfall, wie manches Mal gesagt wurde", sondern eine notwendige Folge gewesen. Dabei habe die Urkirche ab etwa dem Jahr 30 bis zur Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrtausends "experimentiert" mit den Ämtern. Für die hebräischen Judenchristen sei ein Zwölfer-Kreis bestimmend geblieben, für hellenistische Judenchristen ein Siebener-Kollegium, das wahrscheinlich ein "kollektives Leitungsgremium" gewesen ist, so Tiwald.
In den neutestamentlichen Briefen würden teils mehrere Ämter benannt - von Aposteln über Propheten, Evangelisten bis zu Hirten und Lehrern -, von denen man heute nicht mehr genau sagen kann, welche Funktionen diese innehatten. "Wir wissen allerdings auch von Frauen, die als Prophetinnen aufgetreten sind und damit in der Verkündigung tätig waren". Wer sich engagierte, der habe auch ein Recht erwirkt, in den Gemeinden mitzuwirken, führte der Theologe weiter aus. Dies zeigten Grußformeln wie Berichte über engagierte Frauen und Ehepaare in den neutestamentlichen Briefen. Ob Frauen jedoch liturgischen Feiern vorstanden, lasse sich nicht mit Sicherheit feststellen, schränkte Tiwald ein.
Offen sei auch noch die Frage, ob es sich bei den Diakoninnen um ein Weihe- oder um ein einfaches Dienstamt handle. Tiwald zeigte sich jedoch zögerlich, ob diese Frage sich überhaupt aus dem biblischen Befund allein eindeutig beantworten lasse - und ob das Drängen auf solche Eindeutigkeit überhaupt zielführend sei; schließlich galt die gleiche "Fluidität" im Amtsverständnis über lange Zeit auch für das Amt bei Männern - auch dieses habe sich über einen Zeitraum von 100 Jahren erst langsam entwickelt.
"Wenn die Kirche will, hätte sie hier meines Erachtens noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten, ohne damit einen Bruch mit der Tradition zu riskieren." Entsprechend begrüßt Tiwald auch alle Ansätze, die eine Weiterentwicklung der Theologie des Diakonats vorantreiben. Diesen Weg erkenne er auch bei den vorsichtigen Schritten von Papst Franziskus in diese Richtung. Es sei pastoral klug, hier sachte vorzugehen und nicht vorzupreschen und eine Kirchenspaltung in dieser Frage zu riskieren, zeigte sich der Theologe überzeugt.
Quelle: kathpress