Ethikunterricht: Minister Polaschek in der Spur Faßmanns
Der vor zehn Tagen angelobte neue Bildungsminister Martin Polaschek bleibt beim Ethikunterricht in der Spur seines Vorgängers Heinz Faßmann: Er verteidigte am Mittwoch im Rahmen der Nationalratsdebatte über die Umsetzung des Volksbegehrens "Ethik für alle" den von der Regierungskoalition gewählten Weg, den Unterricht im Regelunterricht für jene zu etablieren, die keinen Religionsunterricht besuchen. Er halte es für notwendig, dieses Modell auch auf die Primarstufe sowie die Sekundarstufe 1 auszuweiten, so der Minister.
Durch den im heurigen Wintersemester vorerst in den ersten Klassen der Sekundarstufe II gestarteten Ethikunterricht werde ein erfolgreicher Weg beschritten, zeigte sich Polaschek überzeugt. Nach über 20 Jahren Schulversuch sei es nun gelungen, den Ethikunterricht ins Regelschulwesen überzuführen. An über 900 Standorten erhalten nun all jene Schüler, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, sowie dazu nicht angemeldete konfessionslose einen Ethikunterricht, der sich mit den wesentlichen Fragen des Zusammenlebens beschäftige. Eine Befassung mit diesen Themen sei aber auch im Religionsunterricht sichergestellt, hob der Ressortchef hervor.
Thema der kontrovers geführten Parlamentsdebatte war das von knapp 160.000 Menschen unterzeichnete Volksbegehren, mit dem die Einführung eines vom Religionsunterricht entkoppelten Ethikunterrichts an allen Schulen mit Öffentlichkeitsrecht gefordert wurde. Dabei solle es sich um ein Pflichtfach für alle Schüler von der ersten Schulstufe an handeln. SPÖ- und NEOS-Abgeordnete bedauerten, dass diese zentrale Forderung nicht umgesetzt und der Ethikunterricht nur Wahlpflichtfach für nicht am Religionsunterricht teilnehmende Schüler wurde.
"Mit dem Nationalratsbeschluss zur Einführung des Ethikunterrichts ins Regelschulwesen konnte ein wichtiger Eckpfeiler im Bereich der Werteerziehung gesetzt werden", zeigte sich dagegen ÖVP-Abgeordnete Gertraud Salzmann zufrieden mit dem heuer umgesetzten Weg. Die studierte Theologin - sie ist auch Bundesobfrau der Vereinigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer an höheren und mittleren Schulen Österreichs (VCL) sowie Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) - betonte, ihr sei "ein gutes Nebeneinander und Miteinander von Religions- und Ethikunterricht ein großes Anliegen". Der Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für alle Schüler zu Lasten des Religionsunterrichtes erteilte Salzmann eine Absage; sie sprach sich für ein Sowohl-als-Auch aus und bekannte sich "zum bewährten konfessionellen Religionsunterricht in der Schule, der einen wesentlichen Beitrag zur Menschen- und Persönlichkeitsbildung leistet".
Parlament beschließt Evaluierung
Die Beratungen mündeten nach der Durchführung eines Hearings im Unterrichtsausschuss des Parlaments in einen Entschließungsantrag, der am Mittwoch im Nationalratsplenum gemeinsam mit dem Ausschussbericht von ÖVP, Grünen und FPÖ mehrheitlich angenommen wurde. Die Bundesregierung wird darin ersucht, im Zuge der stufenweisen Ausrollung des Ethikunterrichts eine zielgerichtete Qualitätskontrolle zu verankern, am Ende der Ausrollung des Fachs in der Sekundarstufe II eine Evaluierung durchzuführen sowie ein vollwertiges Lehramtsstudium "Ethik" zu etablieren.
Kirchliche Bildungsverantwortliche wie Bischof Wilhelm Krautwaschl, in der Österreichischen Bischofskonferenz für Bildungs- bzw. Schulfragen zuständig, hatten das jetzt umgesetzte Modell durchwegs begrüßt und sich - wie der damalige Bildungsminister Faßmann - für eine enge Kooperation zwischen Religions- und Ethikunterricht ausgesprochen.
Quelle: kathpress