Scheuer: Zu Weihnachten trotz Corona nicht auf den Frust fixieren
Weihnachten in einschränkenden Corona-Zeiten zu feiern - das kann nach den Worten des Linzer Bischofs Manfred Scheuer am besten gelingen, "indem man sich nicht auf den Frust fixiert und sich auch nicht von der Resignation und Enttäuschung auffressen lässt". Es sei wichtig zu schauen, "was trägt mich und was treibt mich an", sagte er am Wochenende in einem Interview dem "Oberösterreichischen Volksblatt" (10. Dezember). Und gerade zu Weihnachten stehe eine "unverbrauchbare" Botschaft im Mittelpunkt: Die Menschwerdung sei "das ganz große Versprechen Gottes".
Im Unterschied zum Vorjahr, da "die Leute das Beste daraus machten, was möglich war und nicht auf das geschaut haben, was gerade nicht geht", sei jetzt spürbar, "dass die Menschen müde und ausgelaugt sind". Aber - so der Bischof weiter - "wir werden Weihnachten feiern und es ist vom Ursprungsgeschehen auch nicht das Superevent und Happening gewesen". Sondern es habe sich in einfachen und bescheidenen Verhältnissen ereignet "und trotzdem heißt es: Ich verkünde euch eine große Freude".
In der aktuellen Pandemie-Situation sei "ein gutes Miteinander von Wissenschaft, Medizin, Ethik, Politik" erforderlich - "und ich glaube, dass für die innere Widerstandskraft der Menschen Glaube, Religion und Spiritualität eine wichtige Bedeutung haben". Scheuer bezeichnete Gesundheit als ein hohes, aber nicht das höchste Gut, das auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung erfordere. Die Frage Impfen oder nicht sei aber vorrangig eine Frage der Vernunft, der Wissenschaft und der Politik, stellte Scheuer klar.
Auch Andersdenkende wertschätzen
In der Debatte über Impfungen sollte man erstens der Wirklichkeit ins Auge schauen und etwa die Lage in den Intensivstationen wahrnehmen, riet der Bischof. Zweitens brauche es Lernfähigkeit, drittens Dialogbereitschaft. "Werte wie Wertschätzung und Anerkennung auch gegenüber Andersdenkenden sind sehr verwässert worden", beklagte Scheuer. Und auch die Politik und die Wissenschaft bräuchten ein Grundmaß an Respekt und Anerkennung.
Wie die Kirche als Arbeitgeberin mit dem Impfen ihrer Mitarbeiter umgeht, ließ der Bischof offen: Es sei versucht worden zu motivieren "und es wird sich in den nächsten Wochen herausstellen, wie das zu handhaben ist". Die Kirche sei an die staatlichen Regeln gebunden und sei "kein Staat, das muss man klar sagen".
Zum dritten Adventsonntag, der unter dem Motto "Gaudete" (lat. für "freut euch!" steht, erklärte Scheuer mit den Worten des heiligen Augustinus: "Die Seele ernährt sich von dem, was sie erfreut"; gerade in Zeiten wie jetzt sei es wichtig, die grundsätzliche Lebensfreude nicht zu vermiesen und zu vergessen.
Quelle: kathpress