Synodenteilnehmerin ortet Nachholbedarf an freier Rede in Kirche
Durch den Weg der Synodalität, den Papst Franziskus eingeschlagen hat, sollte sich einiges zum Positiven in der Kirche ändern, was freie Rede und Meinungsäußerung betrifft. Diese Hoffnung kommt in einem Beitrag der Vertreterin Österreichs bei der Jugendsynode von 2018 in Rom, der jetzt in der Diözese Linz tätigen Theologin Eva Wimmer, für die theologische Feuilleton-Website feinschwarz.net zum Ausdruck. Die damals von der Österreichischen Bischofskonferenz delegierte Wimmer beschrieb ihre Erfahrung, das von ihr in einer Rede angesprochene Thema Geschlechtergerechtigkeit habe bei vielen anderen Teilnehmerinnen viel Beifall gefunden - allerdings verhalten geäußerten. Denn die Betreffenden hätten Angst vor möglichen negativen Folgen in ihrer Heimatkirche gehabt.
Eine Fehleinschätzung ist nach den Worten der Theologin jedenfalls, Geschlechtergerechtigkeit als "nur ein westliches Problem" zu betrachten. Unter den 300 jungen Gläubigen aus der ganzen Welt, die an der Vorsynode im März 2018 sowie am nachsynodalen Treffen im Juni 2019 teilnahmen, sei das Thema eines der dominanten gewesen. Fragen rund um Frauen in Führungspositionen, weibliche Vorbilder in der Kirche oder, wie Frauen ihre Berufungen in der Kirche finden und leben können, seien allgemein als wichtig erachtet worden, resümierte Wimmer, die bis vor einem Jahr auch Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich war.
Eva Wimmer erlebte den jugendsynodalen Prozess von 2017 bis 2019 in vollem Umfang: Als von Österreichs Bischöfen entsandte Teilnehmerin am vor- wie auch am nachsynodalen Treffen junger Katholiken sowie als Jugendkorrespondentin und Beraterin von Jugendbischof Stephan Turnovszky an der Synodenversammlung im Vatikan. Den dort gesammelten Eindrücken widmete sie auch ihre 2021 abgeschlossene Diplomarbeit "Zur Globalität der Frage nach Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche" an der Universität Graz.
"Im Herzen habe ich gejubelt ..."
Manche Strukturen und Gegebenheiten in einzelnen Teilkirchen verhindern Transparenz und Offenheit für das, was junge Christinnen und Christen in die Kirche einbringen wollen bzw. was ihnen wichtig ist: Diese These ihrer Diplomarbeit illustrierte Wimmer mit Erfahrungen nach ihrer Rede bei der Nachsynode. Im Anschluss an ihre Rede über Geschlechtergerechtigkeit, Frauenordination und Nachhaltigkeit seien mehr als 30 Frauen aus der ganzen Welt zu ihr gekommen und hätten Dank und Zustimmung bekundet. "Einige dieser Frauen sagten dabei, dass sie nicht applaudieren konnten, da dies die zweite Person ihres Herkunftslandes hätte sehen können, und wenn das zu Hause bekannt werden würde, dann hätte dies weitreichende Folgen." Das Feedback einer weiteren Teilnehmerin machte Wimmer zum Titel ihres "feinschwarz"-Artikels: "Im Herzen habe ich gejubelt, in echt konnte ich es leider nicht."
Das Thema Geschlechtergerechtigkeit sei für jene tabu, in deren Heimatdiözesen die Machtstrukturen noch so beschaffen seien, "dass Missbrauch kein vergangenes Thema ist, sondern ein hoch aktuelles". Diese Frauen hätten Angst, so Wimmer, "dass sie selbst unter Druck gesetzt oder missbraucht würden, wenn sie so etwas offen ansprechen würden".
Vom synodalen Prozess, den Papst Franziskus für die gesamte Weltkirche ausrief, erwartet sich die oberösterreichische Theologin nun Anstöße zum Aufbrechen derart einschüchternder Strukturen. Die auch lehramtlich beteuerte "prophetische Kraft" der jungen Menschen, ihre Relevanz für das Erkennen der "Zeichen der Zeit" müssen nach den Worten Wimmers "ernst genommen werden". (Link: www.feinschwarz.net/jugendsynode)
Quelle: kathpress