Schönborn: Impfen ist keine Glaubenssache
Kardinal Christoph Schönborn wird zum derzeit viel diskutierten Thema Impfpflicht oft gefragt: "Warum protestiert die Kirche nicht?" Die Antwort des Wiener Erzbischofs: "Weil es keine Glaubenssache ist. Es ist Verantwortung des Staates." Dessen Verantwortungsträger müssten auf das Wohl und den Schutz aller achten, schrieb Schönborn in seiner Freitagskolumne in der Zeitung "Heute" (10. Dezember). "Impfen ist eine Sache der Nächstenliebe", schloss sich der Kardinal den Worten des Papstes zu dieser Causa an. Am wichtigsten sei, "dass wir jetzt zusammenhalten. Denn es stehen viel schwerere Probleme an. Gott helfe uns dabei!"
Die ab Februar 2022 von der Bundesregierung geplante Impfpflicht bewege derzeit wie kaum ein anderes Thema, so Schönborn. Viele ließen sich aus Angst und Unsicherheit nicht impfen. Zu Frage wie "Was bewirkt der Impfstoff?", "Lauern hier Gefahren, die verschwiegen werden?" oder "Ist es verantwortbar, Kinder zu impfen?" kursieren nach den Worten Schönborns auch Fehlinformationen und Verschwörungstheorien.
Wie zuletzt die Österreichische Bischofskonferenz bezeichnete der Kardinal die Impfpflicht als einen schwerwiegenden Eingriff in die Freiheit des Einzelnen. Dies sei freilich bei Gesetzen generell der Fall: Sie beschränken die individuelle Freiheit immer für das Wohl aller. Schönborn nannte als Beispiel die Gurtpflicht im Auto, die Tausende Leben gerettet habe. Auch das Rauchverbot in öffentlichen Räumen diene dem Ziel, die schädlichen Wirkungen des Rauchens einzugrenzen. Die Regierung sei gemeinsam mit den Experten davon überzeugt: "Die Corona-Pandemie kann nicht besiegt werden ohne eine zeitbegrenzte allgemeine Impfpflicht", hielt Schönborn fest.
Bischöfe: "Als letzte Möglichkeit zulässig"
Die österreichischen Bischöfe hatten am Dienstag eine zeitlich befristete Impfpflicht als letzte Möglichkeit zur Bekämpfung der Pandemie als zulässig erachtet und dabei erneut zur Corona-Schutzimpfung aufgerufen. Auch die Bischofskonferenz betonte die Letztverantwortung der Regierenden und das Ziel, Gesundheit und Freiheit gleichermaßen zu schützen. Im Blick auf die derzeitigen Polarisierungen in der Gesellschaft warben die Bischöfe für eine "heilsame Abrüstung der Worte und Gesten", die Bereitschaft zur Versöhnung und für das Gebet gerade im Advent.
Quelle: kathpress