Pandemie verstärkt Nachfrage nach Telefonseelsorge
Derzeit gibt es, bedingt durch die Pandemie, aber auch die Vorweihnachtszeit, eine verstärkte Nachfrage nach Telefonseelsorge. Das berichtete die Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung am Mittwoch. "Es steigt die Suche nach sogenannten Schuldigen. Ein Bruch geht durch Beziehungen und Familien. Er droht, uns zu spalten", betonte Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge und der "kids-line" in der Erzdiözese Salzburg.
"Was jetzt guttäte, wäre ein Mehr an Telefonseelsorge - im Sinne einer gewaltfreien Kommunikation, welche die Bedürfnisse aller Beteiligten achtet und respektiert", so Darmann. In den Gesprächen der Telefonseelsorge beklagen die Anrufenden oft ihre Situation. "Oder sie beschweren sich über Personen, die ihnen nahestehen. Oder es werden Umstände angeklagt. Das gute Aufnehmen dieser Grundmelodien ist für den Verlauf eines Gesprächs sehr bedeutsam."
Förderlich in diesem Prozess sei es, nicht zu viel und nicht zu schnell etwas zu wollen. Das bedeute die Wertschätzung der "ganz kleinen Schritte" und ein Lob auf die Langsamkeit. "Veränderung kann beginnen, wenn wir die Menschen so annehmen, wie sie sind." Auch die Frage nach Schuldigen könne sich in diesem Prozess verwandeln - und zwar zu der Einsicht, selber mehr gestalten oder verändern zu können.
Der Notrufstatus der Telefonseelsorge erfordert einen lückenlosen Dienst, 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag. "Da gilt es alle Kräfte zu bündeln, damit diese Erreichbarkeit immer wieder gewährleistet werden kann", so Darmann. 132 Frauen und Männer arbeiten derzeit bei der Telefonseelsorge Salzburg haupt- und ehrenamtlich im Dienste der Sorgen und Nöte der Menschen.
"kids-line" stark nachgefragt
Auch die Nachfrage bei der "kids-line", dem Telefon- und Chatberatungsangebot der Erzdiözese und des Landes Salzburg für Kinder und Jugendliche, sei aktuell besonders gefordert, betonte Katja Schweitzer, Koordinatorin der "kids-line". Was in auffalle, "ist der große Wunsch nach regelmäßiger Stützung und Begleitung und die Sehnsucht nach stabilen, erwachsenen Bezugspersonen".
"Probleme in der Familie und Suizidgedanken bilden einen thematischen Schwerpunkt in der kids-line-Beratung", so Schweitzer. Weitere Themen, die aktuell verstärkt wahrnehmbar sind: die Sehnsucht nach Beziehung und Nähe, Eskalationen und Beziehungsarmut innerhalb der Familie und Gefühle der Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Die "kids-line" ist seit 2017 eine der niedrigschwelligen Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche in Salzburg. Neben der Telefonberatung habe sich auch ein Chatangebot als "zeitgemäßes Angebot" etabliert. Es wirken insgesamt ca. 60 Personen in der kids-line Telefon- und Chatberatung mit. Ohne die Vergrößerung des ehrenamtlichen Teams wäre die große Nachfrage nicht zu bewältigen - so hat sich die Zahl der Mithelfenden innerhalb der vergangenen zwei Jahre verdoppelt.
(Info: www.kids-line.at, www.ts142.at)
Quelle: kathpress