Klimaschutz-Experte: "Das Richtige zu tun muss sich gut anfühlen"
"Schluss mit den moralischen Appellen!" beim Klimaschutz; "das Richtige zu tun, muss sich gut anfühlen" - und das ist laut dem Umweltwissenschaftler und Buchautor Michael Kopatz eine Frage geeigneter Rahmenbedingungen. Motivierende Strukturen seien etwa Sanierung statt Neubau, Carsharing, Radinfrastruktur und Autoabschaff-Prämie statt Neuwagen sowie ökologisch smarte "Living Hubs" statt dem üblichen Einfamilienhaus. Politscher Protest ist laut Kopatz beim Thema Klimaschutz wichtiger als privater Konsumverzicht, Bewusstseinsbildung freilich Voraussetzung für eine wirkungsvolle Politik.
Kopatz war wie auch der Umweltpsychologe Sebastian Seebauer ein vom "Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich" eingeladener Experte zur jüngsten Jahrestagung, die laut einer Aussendung am Dienstag unter dem Motto "Klima.FAIR.ändern" stand. Verliehen wurde bei der online durchgeführten Tagung auch der diesjährige Preis der Katholischen Erwachsenenbildung - er ging an ein Menschenrechte-Projekt des Bildungszentrums Maximilianhaus in Attnang-Puchheim (OÖ.).
"Wer für Klimaschutz motivieren will, muss emotionalisieren", betonte Forums-Vorstandsvorsitzender Christian Kopf. Neben Fakten brauche es "soziale Ansteckung", die zu neuen Normen und damit auch zu geänderten Verhaltensweisen führt. Dazu wolle die katholische Erwachsenenbildung einen aktiven Beitrag leisten, begründete Kopf die Themenwahl und die Einbindung externer Expertise.
"Alle sind für den Klimaschutz, aber niemand will sich einschränken", wurde Kopatz in der Forums-Aussendung zitiert. Statt einer "Ökomoral" mit erhobenem Zeigefinger brauche es "Öko-Routine"; durch Standards und Limits ließen sich die Verhältnisse ändern, meinte der Umweltwissenschaftler. Es gelte den Planeten zu retten, ohne ständig daran zu denken.
"Verhaltensänderung passiert nicht von heute auf morgen, sondern läuft in Stufen ab", erklärte Sebastian Seebauer, Umweltpsychologe vom Grazer Joanneum Research Life Zentrum für Klima, Energie und Gesellschaft in seinem Vortrag. Anstatt den finanziellen Gewinn energieeffizienter Technologien in den Vordergrund zu rücken, solle auf intrinsische Motivation gesetzt werden. Durch Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen könnten etwa Selbstwirksamkeit und nachhaltige Werthaltungen gestärkt werden.
Seebauer warnte auch vor einem "Rebound-Effekt", der erzielte CO2-Einsparungen relativiert: Wer mit dem E-Auto günstiger fährt, fahre oft auch mehr. Und viele, die sich ein E-Auto kaufen, würden sich dann eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug gönnen. Die durch technologische Neuerungen erwartete Emissionsreduktion würden deshalb nicht zu 100 Prozent realisiert werden können, erklärte der Umweltpsychologe. Die Menschen bräuchten "maßgeschneiderte Motivationen", und Geldanreize sollten dabei nicht im Vordergrund stehen.
Vorzeigeprojekt "Menschen für Menschenrechte"
Der mit 6.600 Euro dotierte, alle zwei Jahre vergebene Preis der Katholischen Erwachsenenbildung 2021 wurde von der Jury aus 13 Projekteinreichungen ausgewählt. Beim prämierten Projekt "Menschen für Menschenrechte" des Bildungszentrums Maximilianhaus in Attnang-Puchheim werden Menschen aus Gemeinden, die sich für Menschenrechte einsetzen, in Form eines mobilen Denkmals auf einem öffentlichen Platz präsentiert. Das Wander-Denkmal wurde von der Künstlerin Marlies Horner entworfen. "Es braucht in jeder Gemeinde jemanden, der Menschenrechte in den Blick nimmt. Genau das wollen wir mit diesem Projekt schaffen, erläuterte Erwachsenenbildner Willi Seufer-Wasserthal.
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich vernetzt 70 Erwachsenenbildungsorganisationen in kirchlicher Trägerschaft. Mit mehr als 30.000 Veranstaltungen und 700.000 Besuchenden ist das Forum einer der größten Verbände in Österreich.
Quelle: Kathpress