"Synodaler Weg": Anhaltende Debatte auch in Österreich
Die Debatte über den "Synodalen Weg" in der deutschen katholischen Kirche wird auch in Österreich intensiv geführt: Lob kommt etwa vom Grazer Pastoraltheologen Prof. Rainer Bucher, der in einem Beitrag für das theologische Feuilleton-Portal "feinschwarz.net" betonte, dass - bei allen Konflikten im Detail - die katholische Kirche am Ende des "Synodalen Weges" nicht mehr die gleiche sein wird wie zuvor: Entweder die reformerisch geprägten Voten würden angenommen und auch von den Bischöfen in Form von Selbstverpflichtungen umgesetzt - oder aber das Scheitern des Prozesses bzw. dessen bischöfliche Blockade werde zu einer beschleunigten "Delegitimierung" der deutschen katholischen Kirche und zu "einer Art innerkirchlichen zivilgesellschaftlichen Revolte" führen, so Bucher.
Was den "Synodalen Weg" trotz aller Offenheit seines Ausgangs zu einer Besonderheit mache, die ihn auch von vorherigen Dialogprozessen unterscheide, sei etwa die Form der Verschränkung von Laien und Bischöfen. Vom Setting her könne der "Synodale Weg" nämlich wie eine "eingebettete Bischofskonferenz" verstanden werden, d.h. die Laien eröffnen den Bischöfen in dem Fall die Möglichkeit, in einem "Diskursraum" über die eigenen Spannungen und unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Bischofskonferenz offen zu diskutieren. Auch angesichts dieser Tatsache werde sich der "Synodale Weg" daher laut Bucher als eine "neue Erfahrung ins kollektive Gedächtnis der katholischen Kirche Deutschlands" einschreiben.
Gerade wenn sich also nichts ändern sollte, so "wird sich ziemlich viel ändern", so die Prognose des an der Universität Graz lehrenden Theologen. Dabei stelle der "Synodale Weg" so etwas dar wie einen Prozess einer "nachholenden Entwicklung", in dem kirchliche Strukturen und "lehramtliche Spezifica" konfrontiert werden mit der "tristen Erfahrungsrealität" von Missbrauch und überkommener Sexualmoral. Dass der sich darin zeigende "Reformstau existenzgefährdende Ausmaße" annimmt, sei offenkundig, meinte Bucher.
Weiter wie bisher führt in Sackgasse
Auch für den Salzburger Dogmatik-Professor Hans-Joachim Sander ist kein einfaches "Weiter so" nach dem "Synodalen Weg" möglich: Denn würde die katholische Kirche so weitermachen wie bisher, so werde sie "in kurzer Zeit in einen Abgrund stürzen, der bestenfalls eine Nische zulässt, um sich weiter selbst zu verzwergen. Eine Kirche, die weiter machte wie bisher, würde nicht wirklich fehlen", konstatiert Sander in einem Gastbeitrag in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche" (2.12.).
Die als "Königsweg" geltenden synodalen Prozesse - sei es der vom Papst initiierte oder der deutsche "Synodale Weg" - seien dabei wichtige Schritte, die jedoch stets nur eine Art "Auftakt für ein weltkirchliches Konzil" darstellten, so Sander.
Wichtig sei im Blick auf den deutschen "Synodalen Weg" zu betonen, dass er sich einer ganz konkreten Negativ-Erfahrung verdanke, nämlich dem Skandal des Missbrauchs in unerhörtem Ausmaß. Bei allen theologischen Debatten rund um die Legitimität des Reformweges, wie sie zuletzt der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück und der Salzburger Fundamentaltheologe Prof. Gregor-Maria Hoff führten, müsse dies stets im Hinterkopf behalten werden: Es brauche "das Nein zum Fluch der bösen Tat des Missbrauchs" - eine Art gläubige Revolte, so Sander.
Dies gelte letztlich auch für den synodalen Prozess des Papstes: "Der synodale Prozess des Papstes muss ein Nein gegen die eigenen Absurditäten seinem synodalen Ja vorausschicken. Ohne klares Nein wird es nicht anders in der Kirche und kommt keine zustimmende Kirchenmitgliedschaft mit Sinn und Verstand mehr aus".
Quelle: kathpress