Aus für Lobautunnel bewegt auch Religionsvertreter
Das Aus für den geplanten Laubtunnel sorgt bei Religionsvertretern, die sich in den vergangenen Monaten wiederholt gegen das kontrovers diskutierte Großprojekt eingesetzt haben, für Aufatmen. Die nach der Neubewertung des Projekts erfolgte Entscheidung sei "mutig", lobte auf Kathpress-Anfrage der Steyler Missionar P. Franz Helm am Mittwoch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Aufseiten der Aktivisten, die zuletzt mit Baustellenbesetzungen das Projekt behindert hatten, herrsche allerdings weiter Skepsis, ob der Baustopp angesichts des festen Realisierungsplans der Stadt Wien wirklich schon endgültig sei, sowie auch Sorge, ob Teilprojekte wie etwa der Bau einer Stadtstraße nicht etwa doch umgesetzt würden, erklärte der Ordensmann.
Das gegen den Tunnel und die Stadtstraße vorgebrachte Hauptargument der Demonstranten, die P. Helm mehrfach unterstützt hatte - zuletzt durch eine "multireligiöse Lichtfeier" mit Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen - sei, "dass ein Mehr an Straßen auch ein Mehr an Verkehr bringen wird". Bereits bei den durchgeführten Bauvorbereitungen sei "drübergeschottert worden über viel fruchtbares Land, das am Stadtrand von Wien ohnehin rar ist", so der Rektor des Missionshauses St. Gabriel bei Mödling. Angesichts aktueller Probleme wie Bodenversiegelung, Klimawandel, Artensterben und Ressourcenverbrauch seien "einschneidende Maßnahmen des Umweltschutzes nötig, die auch schmerzen können - da Zukunft auf dem Spiel steht".
Mensch braucht Achtung vor "Mitschöpfung"
Seinen eigenen Einsatz für "ökosozial Engagierte" wie etwa die Baustellen-Besetzer oder Klimaschutz-Aktivisten begründete P. Helm mit der "Achtung vor dem Leben", welche diese an den Tag legten. Als christlicher Theologe sehe er die Natur als "Schöpfung Gottes, die nicht so geschaffen ist, dass alles dem Menschen als ihre Krone dienstbar zu sein hat und er alles rücksichtslos seinen Interessen unterwerfen darf". Angebracht sei vielmehr die Sichtweise eines "Lebensnetzwerkes", dessen Teil der Mensch sei und in dem er Achtung vor seiner "Mitschöpfung" aufbringen müsse. "Für mich hat das auch zu tun mit Dankbarkeit und Verantwortung für das uns Geschenkte", so der Ordensmann.
Am Mittwochvormittag hatte Ministerin Gewessler bei einer Pressekonferenz die Entscheidung bekannt gegeben, dass der geplante 8,2-Kilometer-Tunnel unter der Donau und dem Naturschutzgebiet Lobau nicht gebaut wird und alle Planungs- und Baumaßnahmen eingestellt werden. Die jüngste Evaluierung habe sich gegen das milliardenschwere Infrastrukturprojekt ausgesprochen, hieß es. Die Stadt Wien hatte bereits im Vorfeld für den Fall eines Baustopps eine Klage dagegen angekündigt. Offen ist zudem weiterhin, ob die nur auf Wiener Stadtgebiet geplante Stadtstraße durch den 22. Gemeindebezirk errichtet wird, da diese nicht Teil der Evaluierung war.
Quelle: kathpress