Caritas startet neue Jugend-Chat-Plattform "OPENtalk.at"
Die Caritas der Diözese St. Pölten startete am Mittwoch mit "OPENtalk.at" eine neue Chat-Plattform von Jugendlichen für Jugendliche ab 14 Jahren. Anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar: Das Projekt bietet Jugendlichen in Ostösterreich eine erste Anlaufstelle. Denn mit Lockdown, Distance Learning und Einsamkeit habe die Pandemie auch bei Jugendlichen deutliche Spuren hinterlassen, betonte Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger in einer Aussendung (Mittwoch). Dazu kämen Identitätssuche, Angst vor Mobbing, Gruppendruck. Das wissenschaftlich begleitete Projekt soll Jugendliche nun mit geschulten Gleichaltrigen zusammenbringen. Es gehe auch um "Schul- und Ausbildungsfragen, Sexualität und Geschlechtsidentität, Aussehen und Körperwahrnehmung oder Probleme mit Eltern", so Ziselsberger.
Neben der Caritas der Diözese St. Pölten und der Caritas der Erzdiözese Wien sind die Pädagogische Hochschule Niederösterreich, die Ludwig Boltzmann Gesellschaft und das Gesundheitsministerium Initiatoren des Projekts. "Das Tolle an diesem innovativen Unterstützungsangebot ist, dass es nicht nur für junge Menschen, sondern auch gemeinsam mit jungen Menschen entwickelt wurde", erklärte Sabine Scharbert, Leiterin der Caritas-Abteilung für Familienberatung & Psychotherapie. Im Hintergrund stehen den Peerbegleitenden die Beratungsprofis der Caritas-Familienberatung unterstützend zur Seite.
Das Angebot sei aber keine Alternative zu einer Therapie, Beratung oder einem ärztlichen Gespräch. Mache der Gesprächsverlauf deutlich, dass jemand mehr Unterstützung als den bloßen Austausch im Rahmen des Chats benötigt, stellen die Peerbegleitenden auf Wunsch Kontakt zu Fachleuten her, betonte Scharbert.
Schwertner: Zu wenig Augenmerk auf Jugend
Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien, zeigte sich erfreut über das neue Angebot. "Die Pandemie trifft uns alle, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Wie es Jugendlichen und jungen Erwachsenen in dieser fordernden Zeit geht, wurde bisher von Politik und Gesellschaft viel zu wenig beachtet." Was mit dem "Plaudernetz", der Hotline für einsame Menschen, bereits gelungen sei, solle jetzt durch "OPENtalk.at" auch für junge Menschen unkompliziert möglich werden: Sorgen und Ängste, Erwartungen und Fragen mit jemandem teilen zu können.
Die jugendlichen Ansprechpersonen, sogenannte Peerbegleiterinnen und -begleiter, sind mindestens 16 Jahre alt und werden von Psychologinnen und Psychotherapeuten in der Kommunikation mit hilfesuchenden Gleichaltrigen geschult, teilte die Caritas mit. Ihnen stehe laufend Supervision zu Verfügung. "Wir machen bei diesem Projekt mit, da uns vor allem die mentale Gesundheit der Jugendlichen zurzeit sehr beschäftigt", erzählten die ausgebildeten Peerbegleiterinnen Lena und Helena. "Wir finden es cool, dass jungen Menschen diese Begleitung ermöglicht wird." Durch die Anonymität sinke die Hemmschwelle bei vielen Jugendlichen, sich schreiben zu trauen.
Die niederösterreichische Jugend-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ergänzte, die Jüngsten dürften keinesfalls "Verlierer dieser Krise sein". Es sei ihr ein großes Anliegen, sie gut durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten. Für Michael Stadlmann, NÖ-Landesschulsprecher hat die Coronapandemie gezeigt, wie wichtig die Kommunikation mit Gleichaltrigen für Jugendliche ist. "OPENtalk.at" könne sehr zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen beitragen.
Ein wissenschaftliches Team der Karl Landsteiner Privatuniversität (KL) und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) haben das Konzept entwickelt und begleiten das Projekt. "Wir an der KL haben dieses Projekt in einer Open-Science-Expertise entwickelt, um Jugendlichen in ihren Nöten zu unterstützen, was durch die Corona-Pandemie noch einmal notwendiger wurde", sagte der wissenschaftliche Projektleiter Markus Böckle. (Infos: www.opentalk.at)
Quelle: kathpress