Katholische Aktion: Keine "Hinhaltetaktik" bei synodalem Prozess
"Gemeinsame Reformwege in die Zukunft" will das neue Präsidium der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) durch die aktive Beteiligung am von Papst Franziskus ausgerufenen synodalen Prozess beschreiten. Mutige Schritte seien nötig, damit dieser Prozess auf Augenhöhe geführt wird, statt zu einer "Hinhaltetaktik" oder gar einem "Verzögerungsinstrument für Reformen" zu geraten, mahnten KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder sowie die Vizepräsidentinnen Katharina Renner und Brigitte Knell am Montag in einer Aussendung. Um im ersten Schritt "genau hinzuhören auf die Anliegen einer Erneuerung von Gesellschaft und Kirche", wurde eine ungewöhnliche Aktion gestartet: Das Handy von KAÖ-Präsident Kaineder ist im Advent im "Zuhörmodus", wie es hieß. Dazu wurde auch die Rufnummer veröffentlicht.
Kaineder, Renner und Knell waren im September als neue Präsidentschaft der KAÖ gewählt und am 11. November von der Österreichischen Bischofskonferenz im Amt bestätigt worden. Am Wochenende leiteten sie online erstmals das Präsidium mit Vertreterinnen auch von KAÖ-Gliederungen wie Katholische Frauenbewegung, Katholische Jungschar oder Katholische Arbeitnehmer*innenbewegung. Mit Blick auf den Synodalen Prozess wurde dabei die Erstellung von fünf Themendossiers bis April 2022 beschlossen - zu den Bereichen "Ökologie und Mitweltgerechtigkeit", Arbeit und soziale Fairness, Geschlechtergerechtigkeit und Leitungskultur, Partizipation und Mitsprache sowie "Der Weg zum Frieden". Grundlage für diese Schwerpunktsetzung bildete eine Umfrage des Pastoraltheologen Paul Zulehner, der als geistlicher Assistent der KAÖ bestätigt wurde. Weitere Themen wie Pflege, Bildung, Migration und Flucht, Wandel und Transformation, Wirtschaft und Arbeit sowie Kirche der nächsten Generation sollen sukzessive bearbeitet werden.
Innerhalb der KAÖ-Gliederungen bestehe bei manchen hinsichtlich des synodalen Prozesses die Sorge, "dass die in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach eingebrachten innerkirchlichen Reformanliegen erneut nicht gehört werden", berichteten Kaineder, Renner und Knell. Zugleich sähen jedoch besonders junge Katholikinnen und Katholiken nun eine Chance, "ihre Anliegen einzubringen und auf Umsetzung zu pochen". Mutig gelte es unter anderem, das Kirchenrecht an die "Erfordernisse einer selbstverständlichen Geschlechtergerechtigkeit" anzupassen.
Besonders das auch vom Past immer wieder eingeforderte "genaue Hinhören" ist der KAÖ-Leitung dabei ein Anliegen, um eine "ungeschminkte Wahrnehmung der gesellschaftlichen wie kirchlichen Wirklichkeiten" zu erreichen. Den kritischen Blick von außen und jenseits kirchlicher Milieus wolle man einbeziehen und Fremdes als Bereicherung sehen. Dazu regte das Führungstrio "offene Gespräche" in verschiedensten Bereichen der KAÖ an - zu den Grundfragen "Was bewegt dich?", "Wo siehst du die Zukunft (der Kirche)?" und "Wer ist Kirche heute?".
KAÖ-Präsident Kaineder ist darüber hinaus an den Adventabenden von Dienstag bis Samstag von 19 bis 21 Uhr unter der Rufnummer 0660-7897476 "für jede und jeden erreichbar" und bietet Gespräche über Zukunftsvorstellungen für die Kirche an. "Erzählen wir einander Gelungenes und das, was uns drückt", so seine Einladung.
Neue Praxis leben, teilen und erzählen
Dass ihr Gespräch, Austausch und Kommunikation wichtig ist, formulierte die neue KAÖ-Präsidentschaft anlässlich ihrer Bestellung bereits in einem an eine Reihe von Adressaten inner- und außerhalb der Kirche versandten Begrüßungsbrief, in dem es heißt: "Unsere Orientierung finden wir im Blick auf das christlich-jesuanische Menschen- und Weltbild, in der katholischen Soziallehre mit ihren Prinzipien der Solidarität, Subsidiarität, Nachhaltigkeit, Gemeinwohl, Personalität und der Option für die Armen und in den Parametern einer lebendigen Jesusbewegung. Die Enzyklika 'Laudato si' von Papst Franziskus stellt uns als Menschen in die Natur und Mitwelt. Wir wollen mithelfen, eine neue, gewandelte, sozial-ökologisch-spirituelle Praxis zu stärken, sie konkret zu leben, sie zu teilen und davon zu erzählen."
Mit Nachdruck verwies das Trio darauf, dass die KAÖ ein "großes Netz" und die "größte und auch vielfältigste Organisation im Haus der katholischen Kirche Österreichs" ist, die verschiedene Lebensalter und Lebensbereiche umfasst. Zugleich rege man jedoch auch an, "Kooperationen und Verbündungen weit über die kirchlichen Milieus und Gruppen hinaus" zu suchen und sich involvieren zu lassen. "Wir wollen uns einbringen und abholen lassen, wo es um ein gutes Leben mit und für alle geht. Den Wandel und die Transformation dorthin wollen wir mit anregen, mitgehen und stärken helfen", so Kaineder, Renner und Knell. (www.katholische-aktion.at)
Quelle: kathpress