"Synodaler Prozess": Theologen unterstreichen ökumenische Bedeutung
Der weltweite, von Papst Franziskus gestartete "Synodale Prozess" ist auch von großer ökumenischer Bedeutung: Das haben der Wiener evangelische Theologe Prof. Markus Öhler und sein orthodoxer Kollege, Prof. Ioan Moga, betont. Die beiden Theologen äußerten sich in einer neuen Podcast-Folge unter dem Titel "Streitfall: Synodalität" im Theologie-Podcast "Diesseits von Eden". Zwar seien synodale Elemente in ihren jeweiligen Kirchen bereits lange etabliert, doch sei immer Luft nach oben im Blick auf die Partizipation der Laien. Ausdrücklich warnten beide Theologen jedoch ihre katholische Schwestern-Kirche vor zu hohen Erwartungen.
"Wir haben zwar die Synode als Entscheidungsinstitution, nicht nur als Beratungsgremium, aber trotzdem würde auch im orthodoxen Bereich mehr Partizipation auf allen Ebenen guttun. Ich glaube, dieses Bewusstsein, dass hier allen Menschen mehr zugehört werden sollte, sollte ein gemeinsames sein", betonte der am Fachbereich Theologie und Geschichte des christlichen Ostens lehrende Ioan Moga. Der evangelische Bibelwissenschaftler Markus Öhler hofft auf Lerneffekte bei der strukturellen Einbindung der Laien: Zwar gebe es auf evangelischer Seite starke synodale Entscheidungsgremien mit Wahlen und verbindlichen Abstimmungen, die Fragen der Zukunft jedoch würden alle Konfessionen verbinden: "Sofern bin ich auf die Ergebnisse gespannt, ob da Potenzial auch dafür da ist, in der evangelischen Kirche weiterzudenken."
Eindringlich warnten die beiden Theologen indes vor allzu hohen Erwartungen: Wenn sich Synodalität nicht auch in verbindlichen Entscheidungsprozessen niederschlage, so sei bei den Beteiligten am Ende "ein großes Frustpotenzial" zu erwarten. In dem Sinne wecke der Begriff eines synodalen Prozesses "vielleicht auch zu viele Erwartungen", so Öhler.
Bekräftigt wurden diese Befürchtungen auch vom katholischen Theologen Prof. Johann Pock. Das Grundanliegen des vom Papst initiierten Prozesses sei grundsätzlich zu begrüßen, er hoffe jedoch, dass der Weg nicht mit der Bischofssynode 2023 endet, sondern dass Synodalität tatsächlich in den Ortskirchen weiterentwickelt und zu einem Teil des katholischen Selbstverständnisses werde. "Das darf jedenfalls nicht auf der Ebene von einigen Hauptamtlichen und Bischöfen stehen bleiben", so Pock.
Die Voraussetzungen seien jedenfalls denkbar gut, zeigte sich der Pastoraltheologe überzeugt: Zum einen sei Papst Franziskus offen für synodale Formen der Kirchenleitung, zum anderen sei nach Jahren der Stagnation die "Lust an Synoden" in den vergangenen zehn Jahren wieder gewachsen. Wichtig sei gewiss, nicht bei einem reinen Beratungsgremium stehenzubleiben, sondern dass sich das neue Selbstverständnis irgendwann auch kirchenrechtlich niederschlägt, so Pock.
(Podcast abrufbar unter: https://diesseits.theopodcast.at/synodalitaet-papst-oekumene-theologie-kirche-reform)
Der Podcast der theologischen Fakultäten in Österreich und Südtirol, "Diesseits von Eden. Gespräche über Gott und die Welt", ist unter https://theopodcast.diesseits.at abrufbar sowie über alle gängigen Podcast-Kanäle kostenlos abonnierbar (https://diesseits-von-eden.simplecast.com/; https://open.spotify.com/show/2UmXKDYRtqi3TMY6kgrAZ7?; https://podcasts.apple.com/at/podcast/diesseits-von-eden-gespr%C3%A4che-%C3%BCber-gott-die-welt/id1552193745).
Quelle: kathpress