Frauenbewegung fordert Gewaltschutz und Geschlechtergerechtigkeit
Einen massiven Ausbau des Gewaltschutzes und nachhaltige Maßnahmen zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit fordert die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) in einer Aussendung (Donnerstag). Anlass sind die internationalen "16 Tage gegen Gewalt an Mädchen und Frauen", an denen sich die kfbö mit Aktionen beteiligt (25. November, "Tag gegen Gewalt an Mädchen und Frauen" bis 10. Dezember, "Tag der Menschenrechte"). "Seit Jahren steht die von Frauenorganisationen genannte Summe von 228 Millionen Euro für einen ausreichenden Gewaltschutz in Österreich als Forderung im Raum", betonte die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl. Eingelöst sei sie noch nicht, während die Gewalt steige. Die Pandemie habe zudem die hohe Belastung von Care-Arbeiterinnen verschärft und offen gelegt.
Ritter-Grepl unterstrich weiters, dass Spannungen im familiären Umfeld, in dem die meisten Gewalttaten von Männern verübt werden, angesichts eines wachsenden ökonomischen Drucks, der Einengung von Bewegungs- und Gestaltungsraum sowie angesichts wegbrechender Zukunftsperspektiven steigen würden. Im Hintergrund wirkten ein nach wie vor verbreitetes patriarchales Selbstverständnis von Männern, ebenso wie strukturelle Gewalt, die sich in ungerechten Verhältnissen zeige, etwa in der Erwerbs- und Sorgearbeit.
28 Frauenmorde und 51 Fälle von Mordversuch oder schwerer Gewalt gegen Frauen in diesem Jahr machten die Dringlichkeit des Gewaltschutz-Ausbaus in Österreich, der präventiven Arbeit sowie der Männerberatung mehr als deutlich. Außerdem brauche es verstärkt Investitionen in den Care-Sektor, wie von mitgetragenen Initiative "Mehr für Care" gefordert. Eine geschlechtergerechte Budget- und Finanzpolitik, die am Wohl aller orientiert ist, trage wesentlich dazu bei, strukturelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern.
Für Barbara Velik-Frank, Geistliche Assistentin der kfb Kärnten und der kfbö, verändere alles etwas, das helfe, das Bewusstsein zu schärfen. Sie appellierte, nicht wegzuschauen. Gewalt sei oft nicht sichtbar, "strukturell versteckt oder auch kulturell umgedeutet", und die Betroffenen "schweigen aus den unterschiedlichsten Gründen". Selbstbewusstsein statt still schweigender Akzeptanz und Frauensolidarität seien gefordert.
Aktionen als Zeichen in Österreich
Mit zahlreichen Aktionen setzt die kfb ab Donnerstag Zeichen - etwa in Kärnten mit einer Beteiligung an der weltweiten UN-Kampagne "Orange the world": Etliche Kirchtürme werden in orangem Licht erstrahlen. Begleitend wird es Infomaterial in Kirchen und Andachten geben (Infos: www.kath-kirche-kaernten.at/kfb). In einigen Pfarren werden Figuren der Ausstellung "Mutfassung" anzutreffen sein. Die Ausstellung fußt auf einer Aktion der Künstlerin und Vorsitzenden der kfb Kärnten, Ulrike Schwager, bei der sie Texte der Autorin Heidi Wassermann-Dullnig skulptural umgesetzt hat (Infos: www.kath-kirche-kaernten.at/dioezese/detail/C2741/wenn-frauenseele-leidet1).
Die kfb Tirol beteiligt sich am Donnerstag an einer Kundgebung der "Frauen*Vernetzung". Unter dem Titel "24/7 Widerstand! Gewalt ist kein Pop-Up-Thema!" wird es in Innsbruck Begegnung und Austausch geben. Zudem werden Kirchen mit "Orange the world"-Fahnen ausgestattet. Ein Gottesdienst-Vorschlag ist unter www.dibk.at/Media/Organisationen/Frauenreferat/Orange-the-world abrufbar.
Auf die globale Dimension von geschlechterbasierter Gewalt verweist die Aktion Familienfasttag der kfbö, die in einer Reihe ihrer rund 70 Partnerinnen-Projekten in Asien, Afrika und Lateinamerika Frauen in der Gewaltschutz-Arbeit unterstützt und für das Thema sensibilisiert. Als Mitglied der Plattform "Klappe auf" lädt die kfbö online zum internationalen Filmfestival "tricky women" (bis 7. Dezember). Sechs animierte Filme widmen sich u. a. Themen wie alltäglichem Sexismus und verbaler Gewalt, determinierender Schönheitsvorgaben oder einer Politik, die über den Körper bestimmt. (Infos: https://trickywomen.mama.media)
Die "Frauenhelpline gegen Gewalt" des Vereins "Autonome Österreichische Frauenhäuser" ist unter 0800 222 555 erreichbar. Online-Beratung für Mädchen und Frauen werden unter www.haltdergewalt.at angeboten, Kinder-Website: www-gewalt-ist-nie-ok.at.
(Die kfbö bittet um Spenden an die Aktion Familienfasttag: IBAN AT83 2011 1800 8086 0000 oder online: www.teilen.at/spende)
Quelle: kathpress