Wien-Donaustadt: Multireligiöser Protest gegen Stadtstraße
Mit einer "Lichterfeier" haben am Sonntagabend - Stunden vor Inkrafttreten des Lockdowns - Vertreter verschiedener Religionen in Wien-Donaustadt gegen den dort begonnenen Straßenbau zum Naturschutzgebiet Lobau protestiert. Der Einladung des Bündnisses "Religions for Future" zu der seit Monaten von Umweltschützern besetzten Baustelle bei der U2-Station Hausfeldstraße waren rund 70 Personen gefolgt, unter Einhaltung der Corona-Vorsichtsregeln und Verwendung von FFP2-Masken. Unter ihnen waren Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, des Hinduismus sowie auch der islamischen Glaubensgemeinschaft, Demonstranten und andere Menschen, die ihre Solidarität bekundeten.
Der Steyler Missionar P. Franz Helm lobte nach einer kurzen Bibellesung den "gewaltlosen Widerstand gegen ein umweltzerstörerisches Straßenprojekt". Die Beteiligten am Protestcamp sehe er als jene, die Jesus in den Evangelientexten als die "Sanftmütigen" bezeichnet habe. Sie seien "mutige und verantwortungsbewusste Menschen, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit" und Sehnsucht hätten "nach einer intakten Natur, nach einer Verringerung des CO2-Ausstoßes, nach Klimagerechtigkeit, nach einem guten Leben auch für zukünftige Generationen". Mit ihrem Engagement seien sie ein "Licht der Welt inmitten großer Finsternis".
Zentrales Element der Feier waren mitgebrachte Laternen, um die sich die Teilnehmenden versammelten. Die musikalische Gestaltung übernahm der Chor der katholischen Hochschuljugend, eine hinduistische Mantra-Sängerin sowie eine katholische Theologiestudentin, die das aus dem 17. Jahrhundert stammende Adventlied "O Heiland, reiß die Himmel auf" vortrug und auf die aktuelle Situation deutete. Passagen aus der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus wurden verlesen und ein evangelischer Studienkollege rezitierte ein Gebet von Dietrich Bonnhoeffer. Abschließend brachte ein muslimischer Vertreter durch die Präsentation von Videoaufnahmen aus Malawi zu ökologischen Themen Stimmen aus dem "Globalen Süden" ein. Auch Brigitte Knell und Reinhard Bödenauer, Vizepräsidentin der Katholischen Aktion (KA) Österreich und Präsident der KA Wien, waren bei der Lichterfeier zugegen.
Der Protest der Baustellen-Besetzer richtet sich gegen die Lobau-Autobahn und die Stadtautobahn als ihren Zubringer, welche die Stadt Wien derzeit errichtet. Das Großprojekt sei eines der klimaschädlichsten und mit Kosten von geschätzten 4,5 Mrd. Euro auch teuersten Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre. Es gefährde nicht nur den Nationalpark Donau-Auen, durch den die neue Verkehrsverbindung führen soll, sondern verschlimmere durch Bodenversiegelung und zusätzlichen Verkehr auch die Klimakrise, heißt es seitens der Aktivisten.
Quelle: kathpress