Diözese Graz-Seckau: "Mehr Jobs statt weniger Geld"
Unter dem Titel "Mehr Jobs statt weniger Geld" hat die Diözese Graz-Seckau am Dienstag ein arbeitsmarktpolitisches Bekenntnis verbreitet. Der inhaltlich damit betraute diözesane Fonds für Arbeit und Bildung plädierte in einem Beitrag zum Reformdialog zur Arbeitslosenversicherung neu dafür, Arbeitsplätze zu schaffen, anstatt Leistungen zu kürzen. Zudem müsse jenen verstärkt geholfen werden, "die die Wirtschaft nicht braucht".
Arbeitsminister Martin Kocher hatte im September einen breiten Dialog über die Neugestaltung der Arbeitslosenversicherung in Österreich gestartet; auch Opposition und Sozialpartnerschaft sind eingebunden. Zur Diskussion stehen u.a. die Höhe des Arbeitslosengeldes bzw. eine Absenkung im Laufe der Bezugsdauer - das sogenannte degressive Arbeitslosengeld - oder die Frage eines Zuverdienstes.
"Das Senken des Arbeitslosengeldes mit steigender Bezugsdauer ist nicht sinnvoll", positionierte sich dazu Peter Hochegger, Kuratoriumsvorsitzender des Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau. Er befürchte, eine solche Maßnahme "führt in Richtung Armut und ist eine Schwächung der Kaufkraft". Anna Hollwöger, Generalsekretärin der Katholischen Aktion Steiermark und Mitglied des Kuratoriums des Fonds, gab zu bedenken: "Wenn Qualifikationen oder die körperliche Leistungsfähigkeit nicht dem Anforderungsniveau des Arbeitsmarktes entsprechen, hilft es nicht, über Leistungskürzungen Druck auszuüben."
Hochegger schlug vor, dass Betriebe ihre Arbeitskräfte über Lehrverhältnisse oder andere Programme vorrangig selbst ausbilden und die Arbeitsbedingungen attraktiver gestalten - "so wie das zum Teil schon durch Vier-Tage-Wochen in der Gastronomie geschieht". Zur aktuell hohen Langzeitarbeitslosigkeit in der Steiermark - derzeit sind 39 Prozent aller steirischen Arbeitssuchenden mindestens ein Jahr arbeitslos - meinte der Experte, auch Arbeitsuchende, "die der herkömmliche Arbeitsmarkt offensichtlich nicht brauchen kann", müssten eine Chance auf Beschäftigung bekommen. "Wir denken an sozialökonomische Arbeitsplätze, wo jene Menschen Arbeit finden, die in der freien Wirtschaft aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, ihrem Alter oder mangelnder Qualifikation keine Chance haben." Ein solches Modell würde Arbeitslosengeld sparen, Einkommen und Sozialbeiträge generieren und zudem die soziale Stabilität und die Gesundheit der Betroffenen fördern, verwies Hochegger auf eine Studie der Universität Linz.
In der Steiermark sind derzeit 29.076 Steirerinnen und Steirer beim AMS arbeitslos gemeldet - der niedrigste Stand seit 2011, wie der Diözesan-Fonds mitteilte. Dazu kämen 8.535 in Ausbildungen Befindliche. Einen Höchstwert stellten demgegenüber die fast 17.000 beim AMS gemeldeten offenen Stellen dar. Jedoch: Auch die Langzeitarbeitslosigkeit sei mit 11.324 Betroffenen in der Steiermark historisch hoch.
Hilfe für mehr Chancen auf Arbeit
Der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau - 1988 von Bischof Johann Weber als "Arbeitslosenfonds" gegründet - unterstützt Betroffene: Mit seinen "Einzelfallhilfen zur Förderung der beruflichen Chancen" bekommen Betroffene z. B. Gelegenheit zum Erwerb von Führer- oder Staplerscheinen. Zuzahlungen würden zu Weiterbildungen oder Zahnsanierungen geleistet. "Zur Finanzierung dieser Aktivitäten sammeln wir Spenden oder haben Kooperationen, etwa mit dem Wifi Steiermark", erklärte Geschäftsführer Bernhard Schwarzenegger. Die Prüfung der Anträge und Abwicklung erfolge über die Caritas.
Quelle: kathpress