Ordensspitäler: Digital und mit Wertschätzung in bessere Zukunft
Die Pandemie ist Motor der Veränderung - auch im Gesundheitswesen: Dabei könnte der beschleunigte digitale Wandel in der Medizin und ein Mehr an Wertschätzung durchaus positive Effekte zeitigen, zeigten sich die Teilnehmer eine internationalen Kongresses der oberösterreichischen Ordensspitäler überzeugt, der in der vergangenen Woche online stattfand. Im Mittelpunkt stand die Frage, "wie wir an der Krise wachsen können", betonte der Provinzial der Barmherzigen Brüder, Frater Saji Mullankuzhy, zu Beginn. Große Chancen in der Digitalisierung orteten u.a. die Geschäftsführerin der deutschen katholischen Unternehmensberatung "Medien-Dienstleistung GmbH" (MDG), Ariadne Klingbeil, sowie der Ärztliche Direktor der Universitätsmedizin Essen, Prof. Jochen A. Werner.
Werner plädierte unter dem Schlagwort "Smart Health" für ein Gesundheitswesen, das von Grund auf neu zu konzipieren sei und in den Köpfen der Mitarbeitenden verankert werden müsse: "Medizin 2030 bedeutet eine Medizin, die wir uns heute schlichtweg nicht vorstellen können. Wir werden mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz die Medizin neu schreiben", so seine Vision. Ziel des "Smart Hospitals" der Essener Universitätsmedizin sei es seit 2015, mehr und mehr ins Echtzeitmonitoring zu gehen, um Patientendaten prähospital zu bekommen, und diese bis zur Reha kontrollieren und steuern zu können.
Zuversichtlich blickte auch der Linzer Bischofsvikar Johann Hintermaier in die Zukunft: "Veränderung lässt uns wachsen, wir können miteinander eine neue lebbare Zukunft gestalten." Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander plädierte für die Bereitschaft zum Zusammenhalt: "Tätige Solidarität ist die Antwort, um aus dem Zyklus der Corona-Pandemie auszutreten. Mein Dank gilt den österreichischen Ordensspitälern, die die medizinische Versorgung gemeinsam leisten."
Einen Appell an die Gesellschaft richtete Prof. Reinhard Haller, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut, und plädierte dafür, sich mit Respekt und Toleranz zu begegnen. Denn nur mit "Empathie, Zuversicht und Wertschätzung" könne die Krise überwunden werden. Einer Studie zufolge fühlen sich aber 70 Prozent aller Pflegerinnen und Pfleger nicht wertgeschätzt, dabei komme Wertschätzung in der Regel mit Zinsen zurück.
Pandemie zeigt strukturelle Probleme auf
An einem "historischen Wendepunkt" sieht Sr. Alessandra Smerilli, Don-Bosco-Schwester und Wirtschaftswissenschafterin, die Gesellschaft: Das Virus habe die enge Verbundenheit miteinander sowie die Verwundbarkeit gezeigt, aber auch Probleme, die vor der Krise vorhanden waren, wie ein nicht ausreichendes Budget für Gesundheitseinrichtungen oder fehlende Wertschätzung systemrelevanter Leistungen.
Nach Johannes Eurich, Professor für Praktische Theologie und Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, habe Corona die Pflege im Alltag verändert. "Alleine in Deutschland haben bis zu 400.000 Pflegekräfte ihren Beruf aufgegeben. In Österreich werden bis 2030 bis zu 75.000 Pflegekräfte fehlen. Nicht nur wegen des fehlenden Nachwuchses, auch weil man nicht alle im Job halten kann."
Quelle: kathpress