Stift Melk Schauplatz der letzten katholischen Priesterweihe 2021
Im Benediktinerstift Melk hat am Sonntagnachmittag Österreichs 21. und voraussichtlich letzte katholische Priesterweihe des Jahres 2021 stattgefunden: P. Ludwig Wenzl (36) erhielt das Weihesakrament vom St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried gespendet. Die Weihe fand im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes zum Christkönigsfest in der Stiftskirche statt, an der coronabedingt jedoch nur der Konvent, die Familie und engste Wegbegleiter teilnahmen. Der von einem Ensemble des Stiftschores und -orchesters gestaltete Gottesdienst wurde jedoch via Livestream übertragen.
Wer heute Priester werden wolle, brauche "einen starken Glauben und ein brennendes Herz", nahm Bischof Leichtfried in seiner Predigt Bezug auf den Evangelientext der Begegnung der "Jünger von Emmaus" mit dem auferstandenen Jesus, die eine Schlüsselstelle für Wenzls Weg zum Priestertum darstellt. Der Weihbischof wünschte dem jungen Ordensmann, er möge als "Sensor für andere" dienen und "Quellen der Freude entdecken". Nach der Weihe wurde Wenzl auch von den Äbten Georg Wilfinger (Melk) und Columban Luser (Göttweig), von Generalvikar Christoph Weiss und allen anwesenden Priestern gesegnet.
Ludwig Wenzl wurde 1985 in Waidhofen/Ybbs geboren und machte zunächst eine Ausbildung zum Hotel- und Touristikkaufmann. 2010 trat er ins Stift Melk ein, studierte Theologie und Geschichte in Salzburg, feierte 2014 die feierliche Prozess und wurde 2020 zum Diakon geweiht. Das Pastoraljahr absolvierte er in der Pfarre Amstetten-St. Stephan. Im Stift leitet Wenzl die Bereiche Kultur und Tourismus, die Pforte und das Stiftsarchiv, zudem unterrichtet er am Stiftsgymnasium katholische Religion sowie Geschichte und Sozialkunde, ist in der pastoralen Jugendarbeit engagiert und Mitglied in den stiftsinternen Gremien Senioren- und Wirtschaftsrat.
3.700 katholische Priester in Österreich
Die Priesterweihe zählt in der katholischen Tradition zu den sieben Sakramenten. Sie wird durch einen Bischof gespendet an Männer, die bereits zuvor zu Diakonen geweiht wurden. Die Weihe befähigt zur Übernahme bestimmter Dienste und Aufgaben in der Kirche und für die Gläubigen, insbesondere die Feier der Eucharistie, die Abnahme der Beichte und die Krankensalbung. Für den Benediktinerorden, dem Wenzl angehört, ist die Priesterweihe keine Voraussetzung, da die priesterlichen Aufgaben primär diözesane Angelegenheiten sind. In Österreichs Benediktinerklöstern sind Mönche dennoch meist auch Priester, weil die Klöster stark in die Pfarrseelsorge eingebunden sind.
In Summe leben und wirken in Österreich laut der aktuellen amtlichen Kirchenstatistik (www.katholisch.at/statistik) für das Jahr 2019 knapp 3.700 katholische Priester, darunter 1.847 Diözesanpriester, 475 ausländische Priester und 1.367 Ordenspriester. Die Zahl der Neupriester pendelt seit 2009 zwischen 20 und 30 pro Jahr - mit den Jahren 2011 (33 Weihen) und 2020 (32 Weihen) als "Ausreißer". 2019 wurden 28 Männer zu Priestern geweiht, 2018 waren es 24. Zuvor lag der Jahresschnitt deutlich höher: bei 74 in den 1970er-Jahren, 52 in den 1980er bzw. 50 in den 1990er-Jahren.
Neupriester meist aus Ordensgemeinschaften
Mit bundesweit 21 Priesterweihen entspricht das Jahr 2021 einem niedrigen Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Acht der diesjährig Neugeweihten sind Diözesanpriester, 13 Mitglieder von Ordensgemeinschaften, angeführt von den Zisterziensern (5) und Benediktinern (4), sowie jeweils einer aus den Orden der Prämonstratenser, Lazaristen, Franziskaner sowie Diener Jesu und Mariens. Das Durchschnittsalter betrug zum Weihezeitpunkt heuer 45 Jahre, mehr als die Hälfte der Neupriester waren zuvor in anderen Berufen tätig oder haben mehrere Studien absolviert. Zwei der heuer Neugeweihten sind verwitwet und haben erwachsene Kinder.
Situation in den Seminaren
Insgesamt gibt es in Österreich laut Auskünften des zuständigen Canisiuswerks derzeit 102 Männer, die sich in diözesanen Priesterseminaren auf den Priesterberuf vorbereiten. 17 von ihnen traten im heurigen Herbst mit Beginn des Studienjahres neu ins Seminar ein, darunter fünf ins Seminar der Erzdiözese Salzburg, drei in jenes der Erzdiözese Wien, zwei weitere ins Wiener Seminar "Redemptoris Mater" und je zwei auch in die Ausbildungsstätten in Graz-Seckau und Innsbruck. In den Seminaren von St. Pölten, Eisenstadt und Linz gibt es je einen Neueintritt, in Gurk, Feldkirch und im Militärordinariat keinen.
Zusätzlich studieren insgesamt 36 Seminaristen im überdiözesanen Priesterseminar Leopoldinum Heiligenkreuz, von denen elf im Herbst die Ausbildung begannen. Zehn Priesterseminaristen nehmen derzeit am Einführungsjahr "Propädeutikum" teil. - Die in den Klöstern und Ordensgemeinschaften ausgebildeten Seminaristen sind in dieser Auflistung nicht berücksichtigt. (Infos: www.canisius.at)
Quelle: kathpress