Bischof Marketz: Mehr auf Jugendliche hören
Zu einem verstärkten Blick auf Jugendliche und deren Anliegen in Kirche und Gesellschaft hat der Kärntner Bischof Josef Marketz aufgerufen. Junge Menschen suchten vor allem Authentizität und Ehrlichkeit, sie wollten gehört werden und "dass ihre Ängste und Nöte ernst genommen werden", sagte er in einem Interview mit der "Woche Kärnten" (Mittwoch). Gerade in der Pandemie seien die Anliegen Jugendlicher oft zu kurz gekommen.
Wieder mehr ins Gespräch zu kommen, sei auch in Bereichen des Glaubens notwendig. Verstärkt würden Menschen angesichts der Corona-Krise Halt, "aber auch so etwas wie eine Perspektive für die Zukunft" suchen, so der Bischof über seine Beobachtungen. Die Kirche müsse solche Perspektiven bieten und sollte die Situation auch als Chance sehen. Schließlich würden sich die Menschen seit der Pandemie "wieder neu und intensiver über den Glauben unterhalten", und auch zuletzt rückläufige Kirchenaustrittszahlen in Kärnten deutete Marketz in diese Richtung.
Viel mehr Rücksicht auf die Perspektive der Jugend forderte in einem Gastbeitrag für die "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) auch Caritas-Direktor Ernst Sandriesser. Die junge Generation habe das "Vorrecht, Traditionen infrage zu stellen" und besitze auch andere Tugenden wie Tapferkeit, Klugheit und das rechte Maß. Diese würden zur Lösung aktueller Problemlagen wie Finanzierung der Pensionen und Pflege, Armut, Klimawandel und Zerstörung natürlicher Ressourcen dringend gebraucht, so der Nachfolger des ins Bischofsamt gewechselten Marketz an der Kärntner Caritas-Spitze.
Von Jugendlichen würden oft "Sekundärtugenden" wie Grüßen, den Sitzplatz im Bus überlassen, alles Aufessen sowie Gehorsam, Disziplin und Pünktlichkeit eingefordert, schrieb Sandriesser. Dieselben würden der älteren Generation bald nicht mehr abgenommen werden - "wenn wir weiter unbequeme Wahrheiten verdrängen und die Lösung unserer Probleme auf die nächste Generation verschieben", warnte der Caritas-Direktor. Viele junge Menschen würden heute nichts anderes fordern, als "in das eigene Überleben einzuwilligen". Sandriessers Appell: "Nehmen wir die Jungen ernst. Es steht zu viel auf dem Spiel. Wenn wir wieder mehr Mut und Klugheit beweisen, dann werden sie uns auch wieder grüßen!"
Quelle: kathpress