Nach Umfrage in Diözese St. Pölten: Ehrenamt mehr wertschätzen
Mehr Wertschätzung ehrenamtlich in der Kirche Engagierter in Form von Mitentscheidung, Qualifikation oder auch Entgegenkommen beim Kirchenbeitrag - das waren zentrale Ergebnisse einer Umfrage zum Ehrenamt in der Diözese St. Pölten. Die dortige Katholische Aktion (KA) unter Präsident Armin Haiderer verbreitete einen umfangreichen Fragebogen unter 401 Teilnehmern, der Wiener Pastoraltheologe und Religionssoziologe Paul Zulehner wertete die Ergebnisse aus. Die St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" berichtete in ihrer aktuellen Ausgabe über die Studie und sich darauf ergebende Folgerungen. "Ein ganz wichtiges Thema ist die Wertschätzung", resümierte Haiderer. "Das sollte der gesamten Diözese zu denken geben."
Die KA war durch die Aussage von Bischof Alois Schwarz, sie sei "Hüterin des Ehrenamts", zur Umfrage motiviert worden. Die Ergebnisse präsentierte Zulehner beim jüngsten KA-Diözesanausschuss, weitere Detailauswertungen sollen folgen. Präsident Haiderer: "Man kann vorwegnehmen, dass die Frage der Wertschätzung, der Beteiligung an Entscheidungen von eminenter Bedeutung ist - sowohl in der Pfarre als auch auf Diözesanebene." Er äußerte sich überzeugt: "Das Potenzial für die Diözese ist riesig!"
Zulehner nannte Ehrenamtliche "großteils doppelt motiviert": durch ihren Glauben und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung, die miteinander "koalieren" würden. Die ehrenamtliche Arbeit gewann nach Einschätzung der überwiegenden Mehrheit in den letzten Jahren an Bedeutung und werde dies weiterhin. Generell fühlten sich die Befragten, die sich u. a. in der Pfarre, bei der KA, aber auch außerkirchlich engagieren, für ihre Bemühungen wertgeschätzt. Freilich zeige sich Wertschätzung darin, auch nachhaltig mitentscheiden können, erklärten zwei Drittel der Befragten. Demgegenüber stellten rund 50 Prozent fest: "Die Ehrenamtlichen haben bei Entscheidungen wenig zu sagen", dies treffe auch auf Diözesanebene zu. Die Befragten identifizieren sich laut "Kirche bunt" in folgender Reihenfolge mit kirchlich-institutionellen Ebenen: Pfarre, Katholische Aktion, Weltkirche und Diözese.
Besonders deutlich werde das Manko beim Mitentscheiden beim Frauenthema: "Die Kirche sollte die Frauen in allen Bereichen kirchlichen Lebens ernster nehmen", wünschten sich 80 Prozent der befragten Frauen. 27 Prozent gaben weiters an: "Als Frau bekomme ich sehr zu spüren, nicht gleichgestellt wahrgenommen zu werden."
Priestermangel zeigt sich am Ehrenamt
Prof. Zulehner gab zu bedenken, dass zwei Drittel der Befragten das Gefühl haben, keinen Nachfolger für die Tätigkeit finden zu können. Auch hätten 64 Prozent schon überlegt, ihr Ehrenamt niederzulegen. 62 Prozent teilten mit: "Man kann nicht immer mehr Aufgaben an Ehrenamtliche abschieben." Hier kommt das Thema Priestermangel ins Spiel: Die Kirche sollte nach Ansicht vieler die Chance nützen, unter den gemeindeerfahrenen Ehrenamtlichen nach geeigneten Personen zu suchen, diese auszubilden und zu einem "presbyteralen Team" zu ordinieren. 60 Prozent gaben an: "Wir brauchen möglichst bald ehrenamtliche Priester, die aus den Gemeinden kommen." Laut Zulehner signalisiert die Entwicklung des Ehrenamts den "Übergang von der Priesterkirche zu einer Kirche des Volkes". Das ändere die Rolle des Ehrenamts tiefgreifend.
"In anderen Vereinen und Institutionen ist es nicht unüblich, aktiven Ehrenamtlichen beim Mitgliedsbeitrag entgegenzukommen oder diesen ruhend zu stellen", wies Zulehner hin. Eventuell würde eine Berücksichtigung der ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Kirche beim Kirchenbeitrag einen zusätzlichen Anreiz für ehrenamtliches Engagement schaffen. Laien wollten jedenfalls ein gezieltes Förderprogramm; durch kompetente Begleitung durch Hauptamtliche (73 Prozent); qualifizierte Ausbildungskurse (63 Prozent); verbesserte Ausbildung der Ehrenamtlichen (55 Prozent) und Qualifizierung der Leitungskräfte durch Lehrmodule im Internet (44 Prozent).
Quelle: kathpress