Wiener Pfarre Machstraße: "Wache Christen statt schlafender Schafe"
Die Wiener Pfarre Machstraße wird zwar offiziell von einem "Pfarrprovisor" geleitet, in der Praxis tragen aber die Laien die Verantwortung für das Pfarrleben. Einer der Hauptproponenten, Georg Weiland, hat im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" über die außergewöhnliche Pfarrer informiert. Weiland ist Gründer und Herausgeber des Wirtschaftsmagazins "Gewinn" und gehört zur Chefredaktion der "Kronen Zeitung".
Die gesamte Pfarre werde seit Jahren nur von Laien getragen, so Weiland: "Wir haben eine starke Rolle der Laien geprägt, von der Erstkommunion bis zu den großen Messfeiern. Wir machen alles. Wir laden Priester ein, die Messe zu feiern - tolle Leute. Da haben wir eine große Dankbarkeit, weil es auch eine Vielfalt hineinbringt. Wir sind keine schlafenden Schafe, sondern wache Christinnen und Christen, die nachher diskutieren wollen im positiven Sinn. Das geht hervorragend."
Die Machstraße sei möglicherweise ein Modell, "wie es aussehen kann, wenn nicht mehr ausreichend das Service von der Amtskirche geboten werden kann". Alles habe Vor- und Nachteile: "Wir haben drei zusammengeschweißte Teilgemeinden, weil wir von einer maximalen Gruppengröße von 70 ausgegangen sind, damit jeder jeden kennt." Inzwischen sei man freilich kleiner geworden. Und: "Irgendwann einmal wird der Punkt kommen, wo mit dem vorangeschrittenen Alter nicht mehr alles möglich sein wird. Damit werden wir auch zurechtkommen."
Zur Frage, ob es gelingt, in den Teilgemeinden die nächste Generation zu integrieren, meinte Weiland: "Das ist ganz unterschiedlich. Was uns aber gelungen ist, dass es keine Aversion unter den Jungen gegenüber der Kirche gibt. Das ist heutzutage schon viel. Sie erinnern sich an ihre Firmung, sie kommen zu Treffen, aber am Sonntag sind sie nicht alle da. Da nagt jede Pfarre daran, aber wir bemühen uns."
Weiland nahm im Interview auch zu den Reformplänen in der Erzdiözese Wien Stellung, wonach für die ursprünglich rund 660 Pfarren auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien eine Zusammenlegung in größeren Organisationseinheiten mit der Bezeichnung "Pfarre Neu" bzw. "Pfarre mit Teilgemeinden" vorgesehen ist. Eine Zwischenstufe sind Pfarrverbände. "Wir haben formal Pfarrer Konstantin Spiegelfeld mit dem Pfarrverband - wir verstehen einander wunderbar, aber es ist nicht so eng, dass eine Pfarre in der anderen aufgeht", so Weiland. Nachsatz: "Ich glaube, das ist auch noch nicht der richtige Zeitpunkt."
Silvesterorden für kirchlichen Berater
Weiland berät die Erzdiözese Wien auch seit vielen Jahren in Wirtschafts- und Finanzfragen. Dazu sagte er im "Sonntag"-Interview: "Meine Aufgabe war es, intern die Wahrheit zu sagen, was realistisch und unrealistisch ist. Es ist aber über all die Jahre gelungen und ich habe die Erzdiözese vor Fehlinvestitionen bewahrt. Da hilft mir die Lebenserfahrung. Ich glaube, dass jeder Mensch Talente hat und aufgefordert ist, diese Talente in einem konstruktiven Ausmaß einzubringen."
Vor wenigen Wochen wurde Weiland für sein Wirken mit dem Komturkreuz des Silvesterordens mit Stern ausgezeichnet. Die päpstliche Auszeichnung bedeute ihm sehr viel, so Weiland, "weil es eine Bestätigung ist nach einer jahrzehntelangen Verbindung, dass ein ehrenamtliches Engagement als qualifizierter Laie für alle so erfreulich war".
Das ganze Interview: www.dersonntag.at
Quelle: kathpress