Familienverband: Suizidhilfe-Gesetz bringt Schwerkranke unter Druck
Der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) warnt erneut vor den möglichen Folgen des geplanten Sterbeverfügungsgesetzes und fordert Nachschärfungen. "Unsere Befürchtungen, dass sehr alte, schwerkranke oder pflegebedürftige Menschen unter Druck geraten könnten, ihre Daseinsberechtigung und ihren Lebenswillen rechtfertigen zu müssen, bleiben bestehen", schreiben KFÖ-Präsident Alfred Trendl und Generalsekretärin Rosina Baumgartner in ihrer Stellungnahme zum vorliegenden Gesetzesentwurf, dessen Begutachtungsphase am Freitag zu Ende gegangen ist.
Die nach eigenen Angaben größte parteiunabhängige Familienorganisation Österreichs fordert mehrere Änderungen an der geplanten Regelung, darunter das in jedem Fall verpflichtende Vorliegen einer Sterbeverfügung als Voraussetzung für einen straflosen assistierten Suizid und die Verpflichtung zu einer psychosozialen Beratung statt eines bloßen Hinweises auf entsprechende Angebote.
Kritisiert wird auch, dass der Straftatbestand "Mitwirkung an der Selbsttötung" nur auf physische Hilfe zur Selbsttötung abstellen soll. Jemanden in seinem Entschluss zu bestärken, wäre - solange kein verwerflicher Beweggrund vorliegt - nicht mehr strafbar, warnen die KFÖ-Vertreter. Hier sei "psychischem Druck Tür und Tor geöffnet".
In Zusammenhang mit dem im Entwurf genannten Bekenntnis zu einem flächendeckenden Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung spricht sich der Familienverband für einen jährlichen Fortschrittsbericht des Gesundheitsministeriums an das Parlament aus. Darüber hinaus fordert der KFÖ einen Rechtsanspruch auf einen stationären Palliativplatz bzw. ein mobiles Palliativangebot und die Finanzierung eines entsprechenden Beratungsangebotes.
Als Möglichkeit der Alternative zum assistierten Suizid soll aus Sicht des Katholischen Familienverbandes auch die Patientenverfügung stärker bekannt gemacht werden. Mit ihr könne das Recht auf Selbstbestimmung im Vorhinein wahrgenommen werden, indem konkrete medizinische Behandlungen vorausschauend abgelehnt werden. Der KFÖ spricht sich für eine flächendeckende, österreichweite Informationsoffensive zu diesem Thema aus.
Quelle: kathpress