Tirol: Kirchen entsetzt über Beschädigung von "Mobilem Bethaus"
Erschüttert über die Beschädigung des Mahnmals "Mobiles Bethaus" in Innsbruck haben sich die Katholische und die Evangelische Kirche in Tirol sowie das christlich-jüdische Lokalkomitee geäußert. Obwohl das Tatmotiv des Vandalenakts noch im Dunkeln liege, könne man "den Schrecken, den diese Tat in der jüdischen Gemeinde auslöst, gut nachvollziehen, liegt doch die Erinnerung an antisemitische Vorfälle, die sich in den letzten Jahren in Österreich ereignet haben, nahe", erklärten Bischof Hermann Glettler und Superintendent Olivier Dantine sowie Prof. Roman Siebenrock für das Lokalkomitee.
Die Unterzeichnenden betonten ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in Innsbruck: "Wo auch immer das Motiv für diese Tat liegt, sie ist ein Angriff auf ein wichtiges Zeichen der Erinnerung an die Schoah, das erst vor wenigen Tagen errichtet wurde." Diese Erinnerung aufrechtzuerhalten, die Opfer der Schoah zu ehren und jeglichem Antisemitismus zu wehren, sei "ein wichtiges gemeinsames Ziel von Christen und Juden in unserem Land".
Das "Mobile Bethaus" war erst am Dienstag auf dem Platz vor dem Innsbrucker Landestheater zum Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 errichtet worden. In der Nacht auf Donnerstag beschädigten unbekannte Täter bei einem Einbruch die Inneneinrichtung so stark, dass ein Teil der Kunstinstallation aus Sicherheitsgründen vorerst abgebaut werden musste. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Der Vorfall wurde auch dem Verfassungsschutz gemeldet.
Man könne die Hoffnung haben, dass es ein Vandalenakt oder ein Lausbubenstreich gewesen ist, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, Günter Lieder, dem ORF. Es liege jedoch zugleich die Vermutung nahe, dass es einen antisemitischen Hintergrund gebe.
Das von den Künstlern Oskar Stocker und Luis Rivera konzipierte Kunstwerk ist ein deutlich sichtbares Zeichen des jüdischen Lebens in Innsbruck. Die begehbare Skulptur auf dem Grundriss eines Davidstern wendet sich mit Außenmonitoren der Stadt als Mahnmal zu und nennt die Namen alle 106 in der Pogromnacht überfallenen Innsbrucker Jüdinnen und Juden. Der Innenraum soll zum Schweigen und Beten einladen, unter anderem mit einer Säule mit "Spiegelkapitell", das laut den Künstlern ein Angebot an die Besucher zur Selbstreflexion ist.
Quelle: kathpress