Ordensspitäler rufen dringend zur Impfung auf
Manfred Greher, Sprecher der Wiener Ordensspitäler, hat einmal mehr die Bevölkerung zur Covid-Impfung aufgerufen. Eine hohe Quote sei der Schlüssel für die Beendigung der Pandemie, so Greher in der ORF-Radiosendung "Religion aktuell". Für eine generelle Impfpflicht wollte sich der Vertreter der Ordensspitäler aber nicht aussprechen.
Die Situation ist freilich höchst ernst, wie auch der Ärztliche Direktor der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, Gerhard Stark, gegenüber dem ORF sagte. Insgesamt stehen in Österreich rund zweieinhalbtausend Intensivbetten zur Verfügung, diese würden sich wieder zunehmend mit Corona-Patienten füllen, auch in den Ordensspitälern. Geplante Operationen müssten bereits verschoben werden.
Eine Erhöhung der Zahl an Intensivbetten sei zurzeit nicht umsetzbar, da das nötige Personal mit intensivmedizinischer Ausbildung dafür nicht beliebig vorhanden sei, so Stark. Deshalb müssten geplante Operationen, nach denen Patienten ein Intensivbett brauchen, bereits verschoben werden.
Auch die Wiener Spitäler stellen sich auf steigende Zahlen ein bzw. übernehmen Covid-Patientinnen aus städtischen Spitälern, um diese zu entlasten, so Greher: "Wir gehen davon aus, dass die Pandemie leider auch im nächsten Jahr nicht vorbei sein wird und wir werden ja auch im Nicht-Covid-Bereich die Grundversorgung aufrechterhalten müssen." Er erwartet sich deshalb von der Stadt Wien auch eine kostendeckende Finanzierung. Derzeit laufen die Verhandlungen.
Die Wiener Ordensspitäler haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag und handeln im Auftrag der Stadt Wien. In den gemeinnützigen Krankenhäusern der Orden steht jedes fünfte Wiener Spitalsbett, und es werden dort 25 Prozent alles stationären Patientinnen und Patienten der Stadt von mehr als 5.000 Mitarbeitenden behandelt und betreut. Die sieben Wiener Ordensspitäler haben bereits im Juni eine Impfpflicht für neue Mitarbeitende in allen Bereichen eingeführt.
"Es ist 5 nach 12"
Unter dem Motto "Es ist 5 nach 12" hat es am Mittwoch österreichweit Proteste des Pflege- und Gesundheitspersonals gegeben, um auf die angespannte Situation im Gesundheitsbereich hinzuweisen. Mit dabei war auch Personal der Ordensspitäler. In "Religion aktuell" kamen ein Mitarbeiter und ein Personalvertreter zu Wort. Man wünsche sich u.a. mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Wertschätzung.
Adolf Inzinger, Vorsitzender der ARGE Ordensspitäler, hat in einer auch Kathpress vorliegenden Stellungnahme gegenüber dem ORF zu den Vorwürfen Stellung genommen. Man sei stolz darauf, dass in den österreichischen Ordensspitälern die Motivation und Zufriedenheit des Gesundheitspersonals mit ihrer Arbeit bzw. ihrem Arbeitgeber grundsätzlich sehr hoch ist. Das belege eine kürzlich durchgeführte unternehmensweite Mitarbeiterbefragung in den Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder. Die aktuell sehr hohen Covid-Infektionszahlen führten jedoch auch zu immer mehr Spitalsaufnahmen bzw. Intensivbetten-Belegungen. Das bedeute eine große Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich, "verstärkt durch den Umstand, dass qualifizierte Gesundheitskräfte fehlen und sich damit die gesamte Betreuung der Spitalspatienten auf den bestehenden Teams lastet".
Die zermürbende Situation der Pandemie führe immer öfter zu einer Überlastung des Gesundheitssystems und damit all der in diesem System arbeitenden Menschen. Daher seien alle Maßnahmen zu begrüßen, die vonseiten der Bundesregierung und der Bundesländer getroffen würden, um die Impfquote zu erhöhen. Nur so könne die Schwere einer möglichen Covid-Erkrankung für jeden Einzelnen minimiert und damit die Belastung für das Gesundheitssystem reduziert werden.
Kongress mit Vatikan-Beteiligung
Unter dem Motto "Wachsen an der Krise - die Pandemie als Motor der Veränderung" steht am 17. November der diesjährige Internationale Kongress der OÖ-Ordensspitäler im Linzer Design Center an. Bereits zum 19. Mal findet dieses jährliche Expertentreffen statt. Prominente Vortragen ist heuer die italienische Ordensfrau Sr. Alessandra Smerilli, die in diesem Jahr von Papst Franziskus zur Sekretärin und damit Vize-Leiterin der vatikanischen Entwicklungsbehörde sowie zur Delegierten der Vatikanischen Covid-19-Kommission ernannt wurde. In ihrem Beitrag "Besser aus der Krise kommen, die Wirtschaft nach Papst Franziskus" spricht sie sich für eine ganzheitliche Förderung der Person und die Bewahrung der Schöpfung aus.
Weitere Referenten sind u.a. der Vorarlberger Psychotherapeut und Autor Reinhard Haller, der deutsche Krankenhausmanager Jochen Werner, die deutsche Kommunikationsexpertin Ariadne Klingbeil und Johannes Eurich, Professor für Praktische Theologie sowie Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg.
Quelle: kathpress