Wien: Gedenkmauer für Opfer der Schoah eröffnet
In Wien ist am späten Dienstagnachmittag - dem 83. Jahrestag der "Reichspogromnacht" vom 9. November 1938 - ein Mahnmal im Gedenken an die vom NS-Regime ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden in seine Bestimmung übergeben worden. Die Schoah-Mauer im Ostarrichipark in Wien-Alsergrund trägt auf 160 Steinelementen die Namen von 64.440 jüdischen Ermordeten eingemeißelt. - Kinder, Frauen und Männer.
Die Gedenkstätte sei ein Meilenstein; nicht nur für die Jüdinnen und Juden, sondern für alle Österreicherinnen und Österreicher, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch. Das Mahnmal gebe den ausgelöschten Existenzen ihre Namen zurück, mache die Dimension des größten Menschheitsverbrechens begreifbar und sei eine "Gedenkstätte für die Zukunft". Österreich stelle sich damit seiner Vergangenheit und seiner Verantwortung, wobei jede und jeder dafür verantwortlich sei, "dass es nie wieder zu so etwas kommt". Deutsch: "Österreich hat noch viel Arbeit vor sich. Diese Gedenkstätte kann dazu beitragen."
Das Wort ergriffen bei der Eröffnung von offizieller Seite u.a. Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler. Bundespräsident Alexander Van der Bellen konnte an der Zeremonie nicht wie geplant teilnehmen. Er befindet sind im Homeoffice, da eine Mitarbeiterin positiv auf Corona getestet wurde.
Initiiert wurde das Projekt vom Holocaust-Überlebenden Kurt Yakov Tutter. Er hat sich jahrelang dafür eingesetzt, dass das Vorhaben realisiert wird. Tutter floh als Bub nach Belgien und überlebte so die Schoah. Später emigrierte er nach Kanada. Lange Zeit erntete er mit seinem Projekt zwar prinzipiell wohlwollende Unterstützung, konkrete Schritte blieben jedoch aus. Völlig offen war zunächst die Finanzierung, genauso wie der Ort, an dem die Mauer umgesetzt werden könnte. Ein entscheidender Schritt erfolgte 2018, als sowohl der Bund als auch die Stadt Unterstützung zusagten. Letztendlich beteiligten sich alle Bundesländer. Auch private Sponsoren ermöglichten den Bau der mehr als fünf Mio. Euro teuren Gedenkstätte.
Die eingravierten Namen entstammen der Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). Die 160 Mauerteile wurden aus einem Stein namens "Kashmir Gold" gefertigt - ein sandsteinfarbiger Granit.
Quelle: kathpress