Broschüre über NS-Märtyrer Pfarrer Spanlang in Linz erschienen
In der Diözese Linz ist eine 51-seitige Broschüre über den Märtyrer der NS-Zeit Pfarrer Matthias Spanlang (1887-1940) erschienen. Das neue Heft aus der Reihe "Christ und Märtyrer" eröffne einen vielschichtigen Zugang zur facettenreichen Persönlichkeit Spanlangs, so die Diözese. Bei der Präsentation in Linz am Mittwoch stellte Spanlang-Forscherin Monika Würthinger neue Fakten, überraschende Ergebnisse und Thesen vor. Der Linzer Bischof Manfred Scheuer würdigte Spanlang als "wichtigen Zeugen des Glaubens".
In seinem Beitrag zur Broschüre sei es ihm ein Anliegen gewesen, die Spiritualität von Pfarrer Spanlang aufgrund der vorhandenen schriftlichen Zeugnisse zu skizzieren, betonte Scheuer: "Seiner religiösen Überzeugung leistete Pfarrer Spanlang auch im KZ Folge. Sein Leben, sein Widerstand, seine Frömmigkeit, sein Leiden geben auch heute zu denken und zu glauben. Um sein Schicksal wurde - auch kirchlicherseits - nicht mehr viel Aufhebens gemacht."
Spanlangs Lebens- und Leidensgeschichte in all ihren Facetten sei es wert, erzählt und gehört zu werden. "Allein das Vergessen wäre ein 'Schadensgeist', eine 'Giftpflanze'." Menschenwürde, Freiheit und Recht bräuchten ein gutes Gedächtnis, ansonsten ließen sie sich leicht kolonisieren und besetzen. Das gelte auch für die Diözese Linz, sagte Bischof Scheuer: "Das Gedächtnis an die Märtyrer der frühen Kirche oder aus der Zeit des Nationalsozialismus im Land lebendig halten: Diese Unterbrechung der Traditionsvergessenheit ist ein großer Dienst an der Gegenwart und an der Zukunft unserer Diözese."
Matthias Spanlang wurde 1887 geboren. Der Pfarrer in St. Martin im Innkreis wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus kurz nach dem "Anschluss" verhaftet und 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Er gilt als früher Warner vor den Nazis und tat dies ab 1931 in Zeitungsberichten öffentlich kund. Als Priester erlitt er in Buchenwald ein langes Martyrium. Die genauen Umstände seines Todes sind ungewiss. Man vermutet, dass er gemeinsam mit Pfarrer Otto Neururer aus Tirol mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Dem Totenschein zufolge starb Spanlang am 5. Juni 1940. Er wurde im Familiengrab in Kallham beigesetzt.
Ein gesichertes Lebensbild über seine Person
Auf Initiative der Diözese Linz wurde Pfarrer Spanlang in die Sammlung "Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts" aufgenommen. Während Otto Neururer im November 1996 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen wurde, beschränkte sich das Gedenken an Matthias Spanlang hauptsächlich auf seine Heimat Kallham. Eine Begegnung von Vertreterinnen und Vertretern aus Kallham mit Bischof Scheuer gab den Ausschlag für einen Forschungsauftrag an die ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs, Monika Würthinger, gegeben, mit dem Ziel ein gesichertes Lebensbild über seine Person zu erstellen.
Einen Beitrag dazu soll die neue Broschüre leisten. Als Teil der Reihe "Christ und Märtyrer" ermögliche sie einen leicht lesbaren und reich bebilderten Zugang zur Persönlichkeit Spanlangs. Neben Bischof Scheuer und Spanlang-Forscherin Würthinger beleuchtete auch Andreas Schmoller (Franz und Franziska Jägerstätter-Institut) Spanlangs Leben.
Die Herausgebenden Monika Würthinger, Thomas Schlager-Weidinger, Andreas Schmoller und Bernhard Zopf betonten in ihrem Vorwort: Die Broschüre "soll die Priesterpersönlichkeit Spanlangs, sein Wirken im politischen Kontext seiner Zeit, sein Martyrium im KZ und das zögerliche Einsetzen eines Gedenkens einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen". Zudem soll sie ein Beitrag für eine Erinnerungskultur sein, "die sich der - bisweilen unbequemen - Vielschichtigkeit und Gebrochenheit von Lebensgeschichten verpflichtet weiß".
Die Broschüre "Matthias Spanlang" aus der Reihe "Christ und Märtyrer" ist im Behelfsdienst der Diözese Linz zum Preis von 5 Euro erhältlich (Infos: www.behelfsdienst.at)
Quelle: kathpress