Asyl und Integration: Kirche erarbeitet "Landkarte der Solidarität"
Die Katholische Kirche in Österreich setzt ein Zeichen dafür, dass in der Asyl- und Integrationsfrage Mitgefühl, Solidarität und Rechtsstaatlichkeit zusammengehören. Eine innerkirchliche österreichweite Arbeitsgruppe erstellt derzeit eine "Landkarte der Solidarität". In allen österreichischen Diözesen wird erhoben, welche Pfarren und weiteren kirchlichen Einrichtungen Kapazitäten haben, um anerkannte Flüchtlinge aufzunehmen und diese bei der Integration in Österreich zu begleiten. Die Initiative geht vom in der Österreichischen Bischofskonferenz für Migrationsfragen zuständigen Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics aus.
Der Eisenstädter Diözesansprecher Dominik Orieschnig moderiert im Auftrag des Bischofs die Gruppe und hat nun gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress erstmals öffentlich über das Vorhaben informiert: "Es geht um die Aufnahme von Flüchtlingen, die bereits Asylstatus haben. Momentan wären das etwa besonders schutzbedürftige Familien auf den griechischen Inseln. Wir eruieren vom Boden- bis zum Neusiedlersee, welche Möglichkeiten es in den Pfarren gibt. Wer hat Platz für eine Familie und wer hat auch die personellen Möglichkeiten, die Menschen zu begleiten?" Die ersten Rückmeldungen seien sehr positiv, so Orieschnig. Für eine endgültige Bilanz sei es noch zu früh, die Umfrage laufe sicher noch einige Wochen. Mindestens 100 Familien, vermutlich auch weit mehr, vielleicht 140, könnte man aber sicher aufnehmen." Nachsatz: "Wenn es die Politik erlaubt."
Orieschnig: "Wir müssen und wollen die Zivilgesellschaft wiederentdecken und wollen das Feld von Asyl und Migration nicht länger nur der Politik überlassen." Die Debatte dürfe nicht länger angstbesetzt geführt werden. Vielmehr brauche es eine von der Vernunft geleitete Diskussion.
Auszeichnung für Bischof Zsifkovics
Vor wenigen Tagen nahm Orieschnig gemeinsam mit dem oberösterreichischen Diakon Carlo Neuhuber als Vertreter der kirchlichen Arbeitsgruppe an der "Matinee der Menschlichkeit" im burgenländischen Andau teil. Veranstalter war die Initiative "Courage - Mut zur Menschlichkeit". Mit einem Sechs-Stufen-Plan will die Initiative in geordneter Form nach Österreich holen. Man wolle gezielt Menschen helfen, die besonders schutzbedürftig sind, erklärte die Initiatorin von "Courage - Mut zur Menschlichkeit", Katharina Stemberger. Sie sprach von einem Gegenkonzept zur Verunsicherung, die von politischer Seite geschürt werde. Man versuche zudem, eine Stimme für die vielen Menschen in Österreich zu sein, die gerne helfen würden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen richtete bei der Matinee ein Grußwort an die Teilnehmer, in dem er die Initiative begrüßte.
Wie Orieschnig gegenüber Kathpress erklärte, würden sich die Aktivitäten von "Courage - Mut zur Menschlichkeit" und der kirchlichen Arbeitsgruppe sehr gut ergänzen. Bei der Matinee in Andau nahm Orieschnig stellvertretend für Bischof Zsifkovics eine Auszeichnung der Initiative entgegen. Der Bischof wurde für seine Courage bei der Verhinderung eines Grenzzaunes an der burgenländischen Grenze geehrt.
Viele glaubten, dass sie die europäische Kultur und das christliche Abendland dadurch retten würden, indem sie kategorisch keine Flüchtlinge mehr hereinlassen, kritisierte Orieschnig im Rahmen der Matinee. Dabei werde vergessen: "Der Mann am Kreuz war ein Jude aus dem Nahen Osten und er war ein Flüchtlingskind."
Bei der Veranstaltung in Andau sprachen neben Orieschnig die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger (Institut für Sozialpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien), der ehemalige Flüchtlingskoordinator und Initiator der Allianz "Menschen.Würde.Österreich" Christian Konrad, AMS-Chef Johannes Kopf und Manuela Ertl von der Initiative "Train of Hope".
Quelle: kathpress