Scheuer: Gegen Gedenkorte zu demonstrieren ist menschenverachtend
Mit deutlichen Worten hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer einmal mehr den Protest gegen ein geplantes Mahnmal am Linzer Stadtfriedhof zurückgewiesen. "Dieser Hass und diese Spaltung haben in unserer Gesellschaft nichts verloren. Gegen Gedenkorte zu demonstrieren ist menschenverachtend", so Scheuer. Oberösterreich sei ein Land des Respekts. Der Bischof äußerte sich anlässlich des Antrittsbesuchs des neuen Sozial- und Integrations-Landesrats Wolfgang Hattmannsdorfer (VP). An der Begegnung am Donnerstag nahm auch der oberösterreichische Caritasdirektor Franz Kehrer teil.
Mehrere Partner haben sich im vergangenen Jahr zusammengeschlossen, um am Linzer Stadtfriedhof einen Gedenkort für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge zu errichten. Die rechtsextreme Identitären-Bewegung stellt sich regelmäßig gegen das Projekt und stürmten Ende September deshalb sogar das Linzer Pastoralamt. "Wir alle weisen diese Aktionen aufs Schärfste zurück. Wir stehen gemeinsam mit allen Partnern zu hundert Prozent hinter dem geplanten Gedenkort", so Landesrat Hattmannsdorfer laut einer Aussendung des Landes Oberösterreich.
Der Landerat betonte bei seinem Antrittsbesuch die enge Verbindung zwischen dem Land Oberösterreich und den Religionsgemeinschaften sowie seinen christlich-sozialen Zugang in der Sozialpolitik. Er bedanke sich für die enge Zusammenarbeit und für die große Verantwortung, die die Kirche im Sozialbereich übernimmt, so der Landesrat. Ebenso hob er deren Beitrag im gemeinsamen Einsatz gegen extremistische Strömungen hervor und stellte fest: "Die Religionsgemeinschaften sind in allen diesen Bereichen einer der größten Partner für das Land."
Christlich-sozial bedeutet für Hattmannsdorfer einen engen Zusammenhang zwischen Eigenverantwortung und Solidarität. "In der Sozialpolitik geht es um Hilfe zur Selbsthilfe und gleichzeitig mehr Hilfe für jene, die sich nicht selbst helfen können, wie Menschen mit Beeinträchtigungen."
Klima des Miteinanders
"Die Bindekraft in der Gesellschaft und einen breiten Dialog zu fördern, wird in den nächsten Jahren eine große Herausforderung", betonte Bischof Scheuer: "Die Kirche will auch weiterhin verstärkt im Sozial- und Bildungsbereich ihre integrativen Beiträge leisten. Ziel muss es sein, gesellschaftlich ein Klima des Miteinanders und der Gesprächsbereitschaft in Oberösterreich hochzuhalten. Hier helfen wir gerne mit."
"Wir müssen in allen Fragen gesamtgesellschaftliche Lösungen finden, wie zum Beispiel in der Pflege und in der Integration. Hier geht auch vieles Hand in Hand, wenn es beispielsweise gelingt, mehr Menschen mit Migrationshintergrund für einen Job im Sozialbereich zu ermutigen", ergänzte Caritasdirektor Kehrer.
In Oberösterreich werden 25 Alten- und Pflegeheime von konfessionellen Trägern geführt. Das ist ein Fünftel aller Heime im Land. Mit der Caritas gibt es zudem Kooperationen im Bereich der Integration und Flüchtlingshilfe, der Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Arbeit für Menschen mit Behinderungen.
Quelle: kathpress