Polak: Deutsches Migrationspapier hat auch Bedeutung für Österreich
Die Wiener Pastoraltheologin und Migrations-Expertin Prof. Regina Polak hat das neue "Gemeinsame Wort" der Katholischen und der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Migration als einen "internationalen Meilenstein" mit großer Bedeutung auch für die österreichische Migrationspolitik und Haltung der Kirchen in der Frage bezeichnet. Das Papier, an dem Polak als Theologin mitgewirkt hat, könne für Österreich ein Anstoß sein, "sich auf allen Ebenen der Kirche dem Thema Migration und Flucht intensiv zu widmen". Das Thema werde schließlich weder die österreichische Politik noch die Christinnen und Christen im Land in den nächsten Jahrzehnten loslassen, so Polak in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress.
Handlungsbedarf sieht die Theologin u.a. dahingehend, dass "viele Katholikinnen und Katholiken in Österreich die theologische und die religiöse Bedeutung von Migration und die Kirchenposition dazu nicht kennen", ja, Migrantinnen und Migranten gegenüber nicht selten ablehnend gegenüber stehen. Das Papier rege daher die Schaffung entsprechender diözesaner und überdiözesaner Strukturen in der Kirche an, um das Thema Migration im Bewusstsein der Gläubigen zu verankern, Integration zu fördern, dazu zu motivieren, für eine gerechte Migrationspolitik einzutreten und seelsorgliche Angebote auszubauen.
Wiederzuentdecken gelte es laut Polak etwa, dass Migration nicht nur eine soziale und politische Dimension habe, sondern auch eine theologische: "Denn wir verdanken unseren Glauben Menschen mit Migrationserfahrung; Menschen auf der Flucht, die Vertreibung, den Exodus erlebt haben und das Leben in der Diaspora kennen. Unser Glaube hat insofern eine Migrationsmatrix." Aus dieser ergebe sich die christliche Verantwortung für Marginalisierte, Fremde, Flüchtlinge und das Eintreten für eine gerechte Gesellschaft, schloss die Theologin.
In ihrem am Donnerstag in Berlin präsentierten "Gemeinsamen Wort" unter dem Titel "Migration menschenwürdig gestalten" plädieren die Kirchen in Deutschland für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten. Es brauche einen "migrationsethischen Kompass", heißt es in mehr als 200 Seiten umfassenden Dokument, das die katholische Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vorstellten. Dauerhafte, einfache Lösungen könne es in diesem Bereich nicht geben.
Quelle: kathpress