Caritas und Doris Schmidauer: Wohnungslose Frauen nicht übersehen
Von Wohnungslosigkeit sind in Österreich auch viele Frauen betroffen - auch wenn das Problem versteckter ist als bei Männern: Darauf hat die Wiener Caritas zum Auftakt ihrer Winternothilfe gemeinsam mit Doris Schmidauer hingewiesen. "Weibliche Armut ist kein Randphänomen. Vielmehr ist für viele Frauen versteckte Wohnungslosigkeit harte Realität", so die Gattin von Bundespräsident Alexander van der Bellen, die die Caritas schon seit mehreren Jahren im Kampf gegen Armut von Frauen unterstützt. Das Thema brauche dringend mehr öffentliche Aufmerksamkeit.
22.000 Frauen wandten sich 2020 an die Caritas, bilanzierte die kirchliche Hilfsorganisation: An die Sozialberatungsstelle, an die Mutter-Kind-Häuser, ans Frauenwohnzentrum oder etwa auch an das Haus Miriam in Wien-Währing, wo die Hilfsangebote am Dienstag vorgestellt wurden. Die Corona-Krise habe das oft weibliche Gesicht der Armut sichtbar gemacht, sagte Schmidauer. Frauen seien schließlich 2020 häufiger als Männer von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen gewesen, und schon zuvor bestehende Ungleichheiten hätten sich in der Pandemie noch verschärft.
Wohnungslosigkeit bei Frauen sehe anders aus als bei Männern, erklärte Maja Markanovic-Riedl, die Leiterin vom Haus Miriam. Zwar würden Frauen seltener auf Parkbänken schlafen, da das Leben auf der Straße für sie gefährlich sei. Dennoch gelte: "Viele pendeln von Couch zu Couch, leben höchst prekär und oft begeben sie sich in Abhängigkeit und in gewaltvolle Beziehungen."
Wenngleich die Stadt Wien in den vergangenen Jahren viel aufgeholt habe, sei die Nachfrage nach frauenspezifischer Hilfe in der Bundeshauptstadt weiterhin "größer als das Angebot", betonte die Caritas-Expertin. Insgesamt sei ein Drittel jener, die in Wiener Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, weiblich. Die Caritas stellte im Vorjahr 279 Schlaf- und Wohnplätze für Frauen in Not im Bereich Übergangswohnen zur Verfügung, dazu kommen zahlreiche Betten in den verschiedenen Notquartieren. Markanovic-Riedl: "Die Hilfe ist für viele Frauen der erste Schritt zurück in ein geregeltes Leben. Jedes Bett schafft Perspektiven und kann dabei helfen, auch gewaltvollen Beziehungen zu entkommen."
Winternothilfe startet mit 2. November
Menschen in Obdachlosigkeit stehen im Fokus der bewährten Maßnahmen, die Anfang November im Rahmen der Caritas-Winternothilfe wieder anlaufen. "Unser Motto lautet: Mehr Betten, mehr Streetwork und mit 2. November schalten wir auch die Leitungen des Caritas-Kältetelefons wieder frei", erklärte Lis Pichler, die Leiterin der Caritas-Winternothilfe. Konkret stockt die Caritas gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien für die Wintermonate ihr Angebot um zusätzliche 140 Notquartiersplätze auf, zudem öffnen in Zusammenarbeit mit Wiener Pfarren und hunderten Freiwilligen 35 Wärmestuben erneut ihre Türen.
Für die ebenfalls verstärkte Tätigkeit des Streetwork-Teams der Caritas bittet das Hilfswerk wie in den vergangenen Jahren um Unterstützung der Bevölkerung: Ab 2. November ist die Caritas-Kältetelefon wieder unter 01/480 4553 rund um die Uhr erreichbar. Obdachlose Menschen können unter dieser Nummer gemeldet werden - was im vergangenen Winter 7.800 mal geschah. "Je mehr Menschen die Nummer im Handy einspeichern, umso mehr Hilfe können wir leisten." Ziel ist es, obdachlose Menschen durch aufsuchende Sozialarbeit in die Notquartiere zu bringen.
Für ihre Winternothilfe ist die Caritas auf freiwillige Mitarbeit - etwa beim "Kältetelefon" - und auf Spenden angewiesen. Neben direkter finanzieller Unterstützung gibt es dabei eine Reihe von Hilfsaktionen von Unternehmen, darunter die bereits zum vierten Mal in Folge durchgeführte Initiative "#Mütternhelfen" von P&G und Bipa.
Quelle: kathpress