Scheuer würdigt Weihbischof Krätzls Verdienste um die Ökumene
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat die Verdienste des Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl um die Ökumene und den christlich-jüdischen Dialog gewürdigt. Krätzl habe die Ökumene und auch den Koordinierungsausschuss für christlich jüdische Zusammenarbeit über Jahrzehnte entscheidend mitgestaltet und mitgeprägt, so Scheuer in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress. Weihbischof Krätzl feiert am Samstag, 23. Oktober, seinen 90. Geburtstag. Bischof Scheuer ist in der Österreichischen Bischofskonferenz als Referatsbischof für Ökumene (gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn) und das Judentum zuständig, und in diesen Funktionen gleichsam der Nachfolger von Weihbischof Krätzl.
Als Weggefährte und im Gefolge von Kardinal Franz König habe sich Krätzl als Referatsbischof für Ökumene besonders im Gespräch mit den Kirchen der Reformation, aber auch mit den orthodoxen und orientalische orthodoxen Kirchen eingebracht, erinnerte Scheuer. Mit Oberin Christine Gleixner an der Seite - diese war mehrere Jahre Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) und verstarb 2015 - habe Krätzl beim Verfassungskonvent (2003-05) mitgemischt, aber auch das Sozialwort des Ökumenischen Rates (2003) mitgeschrieben.
Ökumene sei für Weihbischof Krätzl ein "Vollzug des Katholischseins und eine Leidenschaft". Theologische Kompetenz und viele persönliche Beziehungen und Freundschaften seien dabei zusammen gekommen, würdigte Scheuer den Jubilar: "Ein großes Danke und Gottes Segen zum 90. Geburtstag!" Scheuer äußerte sich auch in seiner Funktion als Präsident der Kardinal König-Stiftung.
Den Glückwünschen hat sich auch die Generalsekretärin der Kardinal König-Stiftung und Leiterin des Kardinal König-Archives, Annemarie Fenzl, angeschlossen. Sie erinnerte gegenüber Kathpress u.a. an die frühen 1960er-Jahre, in denen Krätzl in Rom Kirchenrecht studierte und dann auch als Stenograf an der ersten Phase des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) teilnahm. Über diese Zeit habe Kardinal König später befunden, dass die römischen Jahre Krätzl die Gelegenheit boten, "seinen menschlichen und christlichen Horizont zu erweitern". In Rom habe Krätzl "die Kirche Gottes als eine grenzüberschreitende Gemeinschaft des Glaubens kennengelernt", zitierte Fenzl aus einem Text Königs aus dem Jahr 2001, anlässlich des 70. Geburtstags Krätzls. Die Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem Konzil habe Krätzl für sein Leben geprägt, so König.
In die gleiche Kerbe hatte auch der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher im Jahr 2002 geschlagen. Bei einem Festakt in Wien anlässlich des 25-Jahr-Bischofsjubiläums von Krätzl (und des 50-Jahr-Bischofsjubiläums von Kardinal König) bezeichnete Stecher beide als "Wegweiser" und befand wörtlich: "Beide Bischöfe haben dazu beigetragen, dass die Brise des Konzils in der Kirche nie mehr einschläft und ich bin froh, dass Weihbischof Krätzl in der Bischofskonferenz die Anliegen des Kontaktes zu den anderen Religionsgemeinschaften wahrnimmt. Wegweiser haben immer mit der Weite zu tun, mit dem, was jenseits des engeren Horizontes liegt."
An der Seite Kardinal Königs
Helmut Krätzl (Jahrgang 1931) wurde 1954 zum Priester geweiht. 1956 wurde er dem damals neuen Wiener Erzbischof Franz König als Zeremoniär zugeteilt. Seither war er mit Unterbrechungen in verschiedenen Funktionen immer an der Seite von Kardinal König. 1961 wurde er von König zum Spezialstudium für Kirchenrecht nach Rom geschickt. In diese Zeit fiel der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei und zuvor auch schon an vorbereitenden Aufgaben für das Konzil beteiligt.
Es folgten von 1964 bis 1969 Jahre als Pfarrer in Laa an der Thaya. An der Wiener Diözesansynode von 1969 bis 1971 war Krätzl zuerst als Pfarrer, später als Kanzleidirektor, maßgeblich beteiligt. Unter anderem wurden auch dort die Grundsätze des Konzils über das Verhältnis zum Judentum in sehr deutlicher Weise für die Erzdiözese Wien angewandt.
Bischofsweihe 1977
1977 wurde Krätzl (gemeinsam mit Florian Kuntner) über Vorschlag von Kardinal König von Papst Paul VI. zum Weihbischof für Wien ernannt. Von 1981 bis 1985 war er zudem Generalvikar. Nach dem Rücktritt von Kardinal König aus Altersgründen im Jahr 1985 wurde er vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Diese Funktion erlosch 1986 mit der Weihe von Hans Hermann Groer zum neuen Wiener Erzbischof.
Krätzl blieb daraufhin weiter Weihbischof - zuerst unter Kardinal Groer, dann unter seinem Nachfolger Kardinal Christoph Schönborn. Zu seinem 75. Geburtstag reichte Krätzl 2006 dem Kirchenrecht entsprechend seinen Rücktritt ein. Erst zwei Jahre später, am 6. März 2008, nahm Papst Benedikt XVI. diesen an.
Auch danach blieb der nunmehr emeritierte Weihbischof u.a. als Seelsorger und Buchautor noch viele Jahre sehr aktiv. Inzwischen lebt er krankheitsbedingt eher zurückgezogen in Wien, nimmt aber am Geschehen in Kirche und Welt nach wie vor regen Anteil.
Bildung, Bibel, Ökumene, Weltreligionen
In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl 20 Jahre für Schulfragen, zudem auch für das Referat für das Gespräch mit den Weltreligionen zuständig. Er war Leiter der Kontaktstelle für Weltreligionen und Mitarbeiter im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die ihm u.a. ein besonderes Anliegen war.
Weiters war er in der Bischofskonferenz zuständig für das Österreichische Katholische Bibelwerk, für die Ökumene (gemeinsam mit Kardinal Schönborn), das Seminar für kirchliche Berufe, den Theologischen Fernkurs und das Institut Janineum.
In der Erzdiözese Wien wurde Krätzl 1986 zum Domkapitular von St. Stephan ernannt, er war zudem von 1987 bis 2004 Bischofsvikar für Katholische Erwachsenenbildung und von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2008 Bischofsvikar für die ökumenischen Belange in der Erzdiözese Wien. Krätzl veröffentlichte insgesamt rund 15 Bücher und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Dankgottesdienst im Stephansdom
Am Samstag, 23. Oktober, findet aus Anlass von Krätzls 90. Geburtstag um 18 Uhr im Stephansdom ein Dankgottesdienst statt, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird. Die Predigt hält P. Elmar Mitterstieler. Der Gottesdienst wird live von Radio Klassik Stephansdom übertragen. Der Sender bringt zuvor um 17.30 Uhr ein Porträt Krätzls aus der Sendereihe "Lebenswege".
Der 90. Geburtstag des Bischofs wird aber auch im ORF gewürdigt. Am Dienstag, 19. Oktober, zeigt ORF 2 um 22.35 Uhr im Rahmen der Sendung "kreuz und quer" einen biografischen Film über Weihbischof Krätzl. Am Samstag, 23. Oktober, bringt Ö1 um 19.05 Uhr im Rahmen der Sendung "Logos" ebenfalls ein Porträt von Weihbischof Krätzl.
Quelle: kathpress