Frauenbewegung: Corona-Pandemie hat Frauen vielerorts verdrängt
Einen Appell an alle Frauen, "nach den vielfältigen Einschränkungen während der Corona-Pandemie ihren ihnen zustehenden Platz im Erwerbsleben sowie als Funktionärinnen einzufordern und zu besetzen", haben die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) und die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen in der Landwirtschaftskammer (ARGE Bäuerinnen) am Mittwoch in einer gemeinsamen Aussendung gerichtet. Die adäquate Repräsentanz von Frauen in Erwerbsarbeit und Politik sei "nach Corona" dringender denn je, heißt es in dem Schreiben anlässlich des bevorstehenden "Weltlandfrauentags" - also dem "Tag der Frau in ländlichen Gebieten"- am 15. Oktober.
Man wende sich sowohl an die Frauen in Österreich, als auch an die Politik betonen die Organisationen. "An die Politik appellieren wir, den entsprechenden Raum zu schaffen, dass Männer und Frauen gleichermaßen an Erwerbsarbeit wie Sorgearbeit teilhaben können und die Beteiligung beider Geschlechter an demokratischen Prozessen und in demokratischen Institutionen sichergestellt ist", so die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl.
Es seien die Frauen gewesen, die zugunsten wachsender Erfordernisse in der privaten Sorgearbeit während der Pandemie in der Erwerbsarbeit "zurückgesteckt" hätten, etwa über die Reduktion von Arbeitsstunden: "Alle Studien belegen: wo die Pflegekraft für die Großmutter ausgefallen ist, oder Kinder im Homeschooling betreut werden mussten, haben weit überwiegend Frauen diese zusätzlichen Aufgaben übernommen", erklärte Ritter-Grepl.
"Die Corona-Pandemie hat Frauen vielerorts verdrängt - aus der Erwerbsarbeit, aus Räumen politischen Engagements, sei es in der Zivilgesellschaft oder auf institutioneller Ebene", betonte auch Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Noch-Nationalratsabgeordnete der ÖVP. Sie verzichtet ab Donnerstag auf ihr Nationalratsmandat zugunsten des ehemaligen Bundeskanzlers und nunmehrigen Obmanns des ÖVP-Parlamentsklubs, Sebastian Kurz.
Auch in den landwirtschaftlichen Betrieben, in Österreich großteils Familienbetriebe, habe sich die Corona-Pandemie niedergeschlagen, so Neumann-Hartberger. Viele Bäuerinnen gingen neben der Arbeit auf dem Bauernhof einer Erwerbsarbeit nach, weil der Zuverdienst notwendig sei. Außerdem habe sie beobachtet, wie Frauen aus institutionellen Gremien "verschwunden" seien: "Oft haben Frauen stellvertretende Funktionen inne. Wenn diese Gremien - aufgrund von Sicherheitsauflagen wie während der Pandemiezeit - verkleinert werden, sind sie es, die zuallererst nicht mehr eingeladen werden und damit an politischer Wirksamkeit verlieren."
Lockdown und Selbstisolation haben in den vergangenen Monaten ebenso Spuren im sozialen Engagement von Frauen hinterlassen: "Es war kein Raum für die eigenen Bedürfnisse, den sozialen Austausch über das Vereinsleben oder das Ehrenamt", so die Bundesbäuerin: "Unsere Bäuerinnen, die aus diesen Zusammenkünften sehr viel Rückhalt und Stärke mitnehmen, beginnen erst langsam wieder mit der Freiwilligenarbeit und der Pflege ihrer Netzwerke".
Man appelliere an die Frauen in Österreich, ihren Platz in politischen Gremien und Ämtern zu behaupten und Macht zu beanspruchen, um die Anliegen von Frauen zu vertreten, so Neumann-Hartberger und Ritter-Grepl abschließend.
Quelle: kathpress