Bischof Marketz macht Mut zum synodalen Prozess
Der Kärntner Bischof Josef Marketz hat im Blick auf den synodalen Prozess dazu aufgerufen, "mehr miteinander zu reden und aufeinander zu hören". Das bedeute, auch negative Themen ansprechen zu dürfen und sich "auch als Kirche etwas sagen zu lassen". Es müsse darum gehen, "eine andere Meinung zu hören und auch gelten zu lassen, nicht darum, dieser zu widersprechen oder den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen". Dieser Prozess brauche viel Übung, räumte der Bischof ein. Er ermutigte dazu, "sich überraschen zu lassen vom Wirken des Heiligen Geistes und offen zu sein für das Wort Gottes".
Bischof Marketz äußerte sich bei einem Gottesdienst im Rahmen der Pastoraltage der Diözese Gurk im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje. Die Tagung, die am Dienstag zu Ende gegangen war, stand unter dem Motto "Pfarre mittendrin - Lust und Frust in Zeiten der Veränderung". Referenten waren die Linzer Pastoraltheologin Prof. Klara Csiszar und der Wiener Theologe Prof. Johann Pock.
Plädoyer für aktives Christsein
Seelsorge hat für Prof. Pock vor allem mit dem Aufmerksamwerden zu tun. Es gelte, genau zu schauen, "wo jene Menschen sind, die Hilfe brauchen". Seelsorge sei eine Kernkompetenz nicht nur von Priestern, sondern auch "eine gemeinsame Aufgabe und Kompetenz aller Christinnen und Christen." Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) werde in der Kirche immer wieder von einer "aktiven Teilnahme" der Laien gesprochen. Dabei werde jedoch oft nur an die Feier der Liturgie gedacht. Die aktive Teilnahme müsse aber viel weiter gefasst werden, so Pock.
Es gehe um ein aktives, tätiges Christsein, wobei sich dieses sich nicht nur und auch nicht unbedingt primär im Gemeindeleben zeigen müsse. Pock verwies in diesem Zusammenhang auf Papst Franziskus, der die Gläubigen an die Ränder der Gesellschaft sendet.
Auch "Solidarität und Hoffnung" gehören für Pock zu den kirchlichen Kernkompetenzen. Solidarität zeige sich in allen Diensten der Kirche, besonders aber im konkreten Hinschauen auf jene, die selbst nicht mehr die Kraft und die Möglichkeiten haben, ein "gutes Leben" zu führen. Eine Kirche, "die nicht um sich selbst kreist", sondern sich in "Solidarität und Hoffnung" den Menschen zuwendet, sei gerade in der gesellschaftlichen Situation von Spaltungen und von Unsicherheiten notwendiger denn je, so Pock.
Die Kirche stehe heute vor drei großen Herausforderungen: Im Blick auf den verfehlten Umgang mit Missbrauchsfällen gelte es, zerstörtes Vertrauen wieder aufzubauen. Das gehe nur durch gelingende persönliche Kontakte. Auch die Frage des Umgangs mit und der Stellung von Frauen in der Kirche werde entscheidend sein. Und dafür könne ein Blick auf das Leben frühchristlicher Gemeinden lehr- und hilfreich sein, wurde einige doch von Frauen geleitet. Drittens gebe die Frage des Priestermangels in Mitteleuropa Anlass zur Sorge, so der Pastoraltheologe.
"Lust satt Frust"
Prof. Csiszar ging in ihren Impulsen der Frage nach einer missionarischen Kirche nach und plädierte für "Lust statt Frust" in der kirchlichen (Selbst)Reflexion. Kirche müsse in ihrem Nachdenken, wozu sie da sei, zuerst über die Existenz Gottes nachdenken. Da sich Kirche immer am Reich Gottes ausrichten muss, sei sie von ihrem Wesen her immer missionarisch. Außerdem plädierte Csiszar für angstfreie Christinnen und Christen und eine angstfreie Kirche, denn "wir können nicht lieben, wenn wir Angst haben".
Der christliche Glaube brauche Freiräume, betonte Prof. Pock in einem zweiten Vortrag. Es gelte Freiräume zu schaffen, damit Menschen Lust bekommen mitzumachen und sich zu engagieren. Pfarren sollen "Räume des Aufatmens" sein, wünschte sich Pock. Gemeinschaft habe in einer individualisierten Gesellschaft nicht mehr automatisch einen Wert. Sie bekomme ihn erst durch gelebte Beziehungen.
Quelle: kathpress