Uni Graz widmet "Religion am Donnerstag" der sorgenden Gesellschaft
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz widmet sich ab Donnerstag dem Thema "sorgende Gesellschaft". Wer kümmert sich um alte Menschen? Wie gerecht ist Sorgearbeit in der Gesellschaft aufgeteilt? Wie kann das "gute Leben" bis zuletzt in der Nachbarschaft, Gemeinde, Stadt gelingen? Mit diesen Fragen setzt sich die Reihe "Religion am Donnerstag" im aktuellen Semester auseinander. In acht öffentlichen, frei zugänglichen Vorträgen präsentieren Wissenschafterinnen und Wissenschafter unterschiedlicher Disziplinen aus Österreich und Deutschland ihre Vorschläge für eine sorgende Gesellschaft.
Im Lichte des gesellschaftlichen Umgangs mit Covid-19 und aufbrechenden Fragen nach Bedingungen einer nachhaltigen und sorgenden "Solidaritätsgesellschaft" brauche es öffentliche Räume der gemeinsamen Auseinandersetzung, des existentiellen Austausches und des Lernens voneinander, heißt es seitens der Veranstaltenden.
Den Auftakt macht der Pastoraltheologe und -Psychologe Klaus Wegleitner über zivilgesellschaftliche Initiativen für solidarische Lebensweise. Sein Vortrag "Care-Transformationsbewegungen: Aufbrüche zu gerechten und solidarischen Lebensweisen" (14.10.) setzt unterschiedliche Transformationsbewegungen in Beziehung.
Die Geschlechterforscherin Susanne Schultz spricht am 4.11. über "Care-Nationalismus und Care-Revolution - Politisches Anknüpfen an die Sorge in Zeiten der Pandemie". Der Vortrag basiert etwa auf Beobachtungen der deutschen Debatte um die Pandemie. Es ist ein Abend in Kooperation mit der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung der Universität Graz.
Ulla Kriebernegg vom Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC) geht am 18.11. in "Das Altersheim als Caring Institution in Film und Literatur" der Frage nach, welche Organisationskulturen der Sorge, welche Anforderungen an Caring Institutions in fiktionalen Darstellungen von Altersheimen verhandelt werden. Patrick Schuchter vom CIRAC behandelt am 25.11. die Thematik Sorgekultur und philosophische Praxis. Dabei geht es um die Entwicklung von Sorgekultur in Organisationen, (Forschungs-)Projekten und Caring Communities, sowie um die Frage, wo das Philosophieren an Grenzen stößt.
Thomas Klie, Professor am Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung in Freiburg/Berlin, beschäftigt sich am 9.12. mit der "Caring Community zwischen Selbstsorge und Weltsorge". Am Beispiel der Solidarität mit den Geflüchteten in den Lagern auf Lesbos soll das Verhältnis beleuchtet werden. "Attac"-Vorstandsmitglied Elisabeth Klatzer nähert sich am 16.12. in "Care: eine Wirtschaft, die für alle sorgt statt einer Wirtschaft, die alle(s) zerstört. Wie schaffen wir das?" dieser Frage aus der Perspektive feministischer Ökonomie und der praktischen Erfahrung aus der Bewegungsarbeit in unterschiedlichen Kontexten.
Prof. Anke Strüver vom Grazer Institut für Geografie und Raumplanung fokussiert am 13.01. mit "Care on demand: (Un-)Gleichheiten, (Un-)Sicherheiten und (Un-)Sichtbarkeiten in der digitalen Stadt" einen Ausschnitt technosozialer Alltags- und Arbeitskultur am Beispiel der "Care-on-demand-economy" (www.care.com, www.helpling.com).
Abgeschlossen wird die Reihe mit einem Vortrag des Grazer Pastoraltheologen Prof. Rainer Bucher am 20.1. über "Caring Church". Er stellt die Frage: Wie damit umzugehen sei, dass kirchliche Pastoral in die Gefahr gerät, in die Einflusszonen kapitalistischer Gesundheitsmärkte und den Interessen von deren Akteuren zu geraten.
Die Vorträge finden 14-tägig donnerstags jeweils 19 Uhr im Universitätszentrum Theologie, Heinrichstraße 78, HS 47.01, statt. Eine Anmeldung (ingrid.hable@uni-graz.at) ist erforderlich. Es gilt die 3-G-Regel sowie FFP2-Maskenpflicht. Diese Vorlesungsreihe wird in Kooperation mit dem Zentrum für interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung der Universität Graz veranstaltet. (Infos: https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath/Fotos/Verschiedenes/bilder_rechts/folder_Rel_am_Do_2021_22_3.pdf)
Quelle: kathpress