NGOs fordern von Regierung mehr Mittel für "Hilfe vor Ort"
"Angesichts der großen Herausforderungen ist es wahrlich an der Zeit, dass die Bundesregierung ihr eigenes Regierungsprogramm umsetzt und mit mehr Hilfe vor Ort zu einem menschenwürdigen, guten Leben für alle auf einem gesunden Planeten beiträgt". Das hat Annelies Vilim, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung, in einer Aussendung am Dienstag eingemahnt. Das Regierungsbudget für das kommende Jahr, das am Mittwoch präsentiert werden soll, sei ein "Prüfstein" dafür, ob es die Regierung mit der viel zitierten "Hilfe vor Ort" tatsächlich ernst meine, so Vilim.
Angesichts der vielen Krisen und Katastrophen, wie aktuell in Afghanistan, aber auch den globalen Folgen der COVID-19-Pandemie, der Klimakrise und der Armut, sei es, "ein Gebot der Stunde, dass die Regierung, wie im Regierungsprogramm vereinbart, das Budget für Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit entsprechend erhöht", erinnerte Vilim die Koalitionspartner an ihr Übereinkommen.
"COVID-19 wirkt wie ein Brandbeschleuniger auf bestehende Herausforderungen und macht viele Errungenschaften nachhaltiger Entwicklung zunichte", so Vilim. Laut UNO und Weltbank wird die Zahl der Menschen, die als extrem arm gilt - also Menschen, die von unter 1,60 Euro pro Tag leben müssen - durch COVID-19 auf über eine Milliarde wachsen. Mehr als zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch diese Zahl wird durch die Auswirkungen der Klimakrise, etwa durch immer stärkere Dürren, steigen.
Krise nur gemeinsam besiegbar
Es sei letztlich auch im Interesse Österreichs, "den Teufelskreis aus Armut, Hunger und Gewalt, der von diesen Krisen befeuert wird, endlich zu durchbrechen und Länder zu stabilisieren", erklärte Vilim, weshalb es eine gemeinsame Kraftanstrengung der Staatengemeinschaft brauche: "Diese Krisen können wir nur gemeinsam und weltweit besiegen. Das hat uns auch COVID-19 gezeigt." Es reiche nicht aus, lediglich Schaden zu begrenzen. So müssten Gesundheitssysteme oder Katastrophenvorsorge global ausgebaut werden, "vor allem für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt".
Die Ausgaben Österreichs für "Hilfe vor Ort seien nach wie vor sehr niedrig - insbesondere im Vergleich zu Deutschland oder den skandinavischen Staaten. "Österreich ist mit 0,29 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) weit vom international vereinbarten Ziel, 0,7 Prozent des BNE für Hilfe vor Ort zur Verfügung zu stellen, entfernt". Deutschland erreiche 0,73 Prozent, Norwegen 1,1 Prozent. Laut OECD sei Österreich auch bei der Humanitären Hilfe - trotz Erhöhungen - mit rund 50 Mio. Euro im Jahr 2020 weit abgeschlagen: Das entspräche 5,6 Euro pro Einwohner, während Dänemark pro Kopf zehn Mal und Schweden acht Mal mehr für Humanitäre Hilfe bereitgestellt hätten.
Auch die Beiträge Österreichs an internationale Institutionen seien kein "Ruhmesblatt", so Vilim abschließend: "Die Zahlungen an das World Food Programme (WFP) in Höhe von 4,5 Mio. US-Dollar im Jahr 2020 bescherten Österreich nur Rang 37 der Geberländer - hinter Staaten wie Mosambik oder Bangladesch".
Die AG Globale Verantwortung ist ein Dachverband mit 34 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, darunter auch zahlreiche kirchliche wie u.a. Caritas, Katholische Frauenbewegung, Jugend eine Welt oder Diakonie. (Infos: www.globaleverantwortung.at)
Quelle: kathpress