Wien: Fachtagung wirbt für interreligiösen Einsatz für Klimaschutz
Großes Interesse für mehr Zusammenarbeit der Religionen in Österreich im Bereich Ökologie und Klimagerechtigkeit haben Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften in Wien bekundet. Bei der Fachtagung "Dialog für eine Welt", die der für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit zuständigen Fachbereich der Erzdiözese Wien am Samstag organisierte, wurden eine Verbindung geschaffen zwischen der globalen Dimension des Klimawandels, forschungswissenschaftlichen Ansätzen und Religion als sinnstiftende Motivation für gemeinsames Engagement.
Neben der katholischen und der evangelischen Kirche waren bei der traditionell für ehemalige Entwicklungshelfer und Volontäre ausgerichteten Tagung erstmals auch der Islam, die Baha'i-Religion, der Buddhismus sowie die interreligiöse Initaitive Cafe Abraham und Religions for Future vertreten. Zeyneb Elibol, Direktorin der Islamischen Fachschule für soziale Bildung in Wien, machte die Teilnehmer mit der Tradition der Sufi vertraut, auf die Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" (2015) ebenfalls verweist und dabei einen interreligiösen Einsatz auf dem Bereich Klimagerechtigkeit einfordert. Martin Schaurhofer von der Buddhistischen Religionsgesellschaft lud in seinem Workshop dazu ein, den Wandel der Umwelt im inneren Gleichgewicht des eigenen Geistes zu beginnen und daraus Kraft für Veränderungen in der Gesellschaft zu schöpfen.
Live-Schaltungen zu Experten aus dem globalen Süden gaben Einblicke in die Auswirkungen des Klimawandels. So schilderte etwa die Umweltaktivistin Peninah Atwine in Kampala, dass in Uganda das Feuerholz knapp werde. Energiesparöfen im Rahmen eines Projekts der österreichsichen NGO "Horizont3000" schüfen hier Abhilfe. Amin Reyhani aus Indien teilte Erfahrungen des Fairen Handels in einem Reisunternehmen, sein Landsmann Rapan Ray von Ernteausfällen sowie von Erfolgen mit biologischer Reisproduktion. Ein Referent auf den Fidschi-Inseln konnte zwar aufgrund seiner aktuellen Corona-Erkrankung nicht an der Videokonferenz teilnehmen, doch zeigte im Workshop "Der Klimawandel in Ozeanien und wir" Nachhaltigkeits-Forscherin Elisabeth Worliczek die Auswirkungen des eigenen Lebenswandels auf globale Zusammenhänge auf.
Eine auf "Laudato si" basierende Initiative der Steyler Missionare präsentierten im Rahmen eines Workshops P. Franz Helm, Rektor des Missionshauses St. Gabriel bei Wien. Seine Ordensgemeinschaft habe auf Weltebene von der Enzyklika inspiriertes Schema entwickelt, das nun bis 2028 die Richtung vorgebe, berichtete der Ordenspriester. In den Bereichen Gebet, Bildung, Aktion und Anwaltschaft gebe es nun jedes Jahr jeweils ein in 'Laudato si' formuliertes Ziel. So geht es zunächst um ein "Antwort geben auf den Schrei der Erde", gefolgt von der Antwort auf den "Schrei der Armen", von Ökologie in Ökonomie, Lebensstil, Bildung und Spiritualität, sowie abschließend Maßnahmen zur Bildung von Gemeinschaft. Eigene Indikatoren sollen zeigen, wie weit diese Ziele tatsächlich erreicht werden.
Freilich gäbe es bei den Steyler Missionaren mit 6.000 Mitgliedern weltweit unterschiedliche Positionen, "allgemeine Trends in der Gesellschaft spiegeln sich auch unter den Mitbrüdern", berichtete Helm. In manchen Ländern seien die Sensibilität und das Engagement für Klimaschutz bereits sehr weit entwickelt, in anderen jedoch weniger. Dass Generalsuperior Paulus Budi Kleden alle Ordensmitglieder zur Teilnahme verpflichtet habe, sei daher wichtig. Zugute komme die Internationalität der Gemeinschaft. Helm: "Da wir auch in unseren heimischen Niederlassungen Mitglieder aus allen Kontinenten haben, sind wir stets aus erster Hand über die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels informiert."
Vorgestellt wurden schließlich auch die Klimakonferenz FairWandeln, die Menschen in Pfarrgemeinden dazu einlädt, gemeinsam aktiv zu werden und Ideen für ein "ökologisches, faireres und sozialeres Umfeld" zu schaffen; den Workshop dazu leiteten Silvia Schreier vom Welthaus Wien und Michaela Herret von der Jungen Kirche der Erzdiözese Wien.
In den Rückmeldungen zur Weltkirche-Tagung, die unter dem Motto "Viele Religionen - ein Ziel: Klimagerechtigkeit weltweit" stand, war insbesondere der Wunsch nach einer Weiterführung des interreligiösen Austausches wahrnehmbar. Enis Buzar, Umweltbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), sprach von einem wichtigen "Lernen voneinander". Die weltweite Bedrohung durch den Klimawandel sollte zu einem "weltweiten Schulterschluss der Religionen" führen, mit gemeinsamer Übernahme von Verantwortung, so der Tenor.
Quelle: kathpress