Wien: "Theologische Kurse" feierten 80-Jahr-Jubiläum mit Festakt
"81 Jahre und kein bisschen alt": Unter diesem Motto feierten die Wiener "Theologischen Kurse" am Donnerstagabend in der Donaucitykirche ihr Corona-bedingt verschobenes 80 Jahr-Jubiläum des Vorjahres. Am Beginn standen kurze Gedanken zum Thema "Hoffnung", vorgetragen von Gästen aus unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Traditionen, wie die Erzdiözese Wien berichtete (Freitag). Die Philosophin und Muslima Amani Abuzahra formulierte etwa: In Hoffnung zu leben heiße, "in Zuversicht zu handeln, ohne zu wissen, wie dies ausgeht". Theologische Bildung ist relevant für die Zukunft: Darüber waren sich Kursleiter Erhard Lesacher, Theologe Roman Siebenrock, Vize-Rektorin der Uni Wien, Christa Schnabl, Journalist Hans Rauscher und Altbundespräsident Heinz Fischer einig.
Erhard Lesacher, Leiter der "Theologischen Kurse", meinte, die "Theologischen Kurse" hätten sich im vergangenen Jahr einmal mehr als jung und beweglich erwiesen und Pandemie-bedingt innerhalb kürzester Zeit eine neue Angebotsschiene entwickelt: heuer startet nicht nur der 81. Präsenzkurs in Wien und der 71. Fernkurs, sondern erstmals der "Theologische Kurs Online". Der Innsbrucker Dogmatiker, Prof. Roman Siebenrock, würdigte die "Theologischen Kurse" in seinem Vortrag als wichtige Instanz der Vermittlung von Wissen, Bildung und Glaube: Ohne Bildung und ohne Verstehen sei Glaube nicht möglich. Entsprechend könne man Katholizität auch als eine Grundhaltung deuten, Vernunft und Glaube zusammenzubringen und zu vermitteln.
Ähnlich der Tenor eines Statements der Vizerektorin der Universität Wien, der Theologin Christa Schnabl: Die "Theologischen Kurse" seien eine wichtige Schnittstelle zwischen theologischer Forschung, Kirche und Gesellschaft und ein Ort, an dem Theologie Relevanz gewinne, so Schnabl. Als große Herausforderung ortete die Theologin, dass eine bleibende Virulenz religiöser Fragestellungen einer zunehmenden "religiösen Sprachlosigkeit" unter Studierenden gegenüberstehe. Das fordere die Theologie heraus, "Sprachformen zu finden, die offen Fragende anspreche", ohne sie zu vereinnahmen.
Wider das Verdunsten des Glaubens
In einer Außensicht konstatierte auch der Journalist Hans Rauscher ("Der Standard") eine mangelnde kirchliche Reflexion auf den Verlust religiöser Sprachfähigkeit. Er vermisse in dem Kontext auch ein nachhaltiges kirchliches Engagement, "spannende Geschichten unter die Leute zu bringen" - entsprechend riet er den "Theologischen Kursen" und der "Akademie am Dom" dazu, nicht mit den eigenen Inhalten hinter dem Berg zu halten und das Marketing zu optimieren.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion herrschte Einigkeit über die "humanitäre Grundierung der Kirche", wie Rauscher es nannte. So hob Altbundespräsident Heinz Fischer die Gründungsgeschichte der "Theologischen Kurse" unter den widrigen Umständen des Zweiten Weltkrieges hervor. Danach seien die Kirchen in Österreich besonders durch das Wirken von Kardinal Franz König zu einer anerkannten moralischen Instanz und zur Verbündeten geworden, etwa im aktuellen Engagement für Flüchtlinge und Asylsuchende, so Fischer.
Uneins zeigten sich die Diskutanten bei der Einschätzung der aktuellen kirchlichen Krisen: So habe er im Blick auf die katholische Kirche aktuell den Eindruck, "alles fliegt auseinander", betonte Siebenrock. Fischer und Rauscher indes zeigten sich zuversichtlich, dass die Kirche auch diese Krisen meistern werde. Entscheidend seien weniger interne Struktur- und Reformdebatten als vielmehr die Tatsache einer zunehmenden Irrelevanz des Glaubens und dessen "langsames Verdunsten", so Rauscher.
Heuer rund 130 Absolventen
Kernangebot der "Theologischen Kurse" ist ein zweijähriger, an den Fächern des universitären Theologiestudiums orientierter Kurs, der eine umfassende Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben bietet. Er kann als Präsenzkurs in Wien oder als Fernkurs mit Studienwochen oder -wochenenden und künftig auch online absolviert werden.
Österreichweit werden heuer rund 130 Personen den Kurs absolvieren, der zwölf Prüfungen und eine schriftliche Arbeit beinhaltet. Etwa 20 von ihnen haben den Fernkurs absolviert. (Infos: www.theologischekurse.at)
Quelle: kathpress