Nuntius: Klimaschutz hat auch soziale Dimension
Will die Menschheit die Klimakrise bewältigen, so darf sie nicht eindimensional denken, sondern muss Klimaschutz, Fragen der gerechten Entwicklung und der Armutsbekämpfung zusammendenken. Das hat der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" unterstrichen. Die Probleme seien tiefgreifend, zugleich bleibe er jedoch optimistisch, dass es der Menschheit gelinge, noch rechtzeitig zu umzusteuern. Quintana äußerte sich aus Anlass des Endes der "Schöpfungszeit" und des Welttierschutztages am 4. Oktober.
Ein Leitfaden auf dem Weg, die Klimakrise und die sozialen Krisen zu meistern, sei etwa die Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. Sie sei nicht nur eine Umweltenzyklika, sondern "definitiv auch ein Meilenstein in der Soziallehre der Kirche", da der Papst darin bekräftige, "dass die heutigen ökologischen Herausforderungen sehr mit den komplexen Problemen von Armut und Entwicklung auf globaler Ebene verflochten sind". Man sei mit einer "komplexen gesellschaftlichen Umweltkrise" konfrontiert, so der Nuntius. Um dieser angemessen zu begegnen, "ist ein umfassender Ansatz zur Armutsbekämpfung, zur Wiederherstellung der Würde der sozial Ausgegrenzten und gleichzeitig zur Sorge für die Natur nötig".
Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober erinnerte Lopez: "Wir Menschen sind berufen, uns an unsere Beziehung zu Gott zu erinnern. Wir sind seine Geschöpfe und haben in Bezug auf andere Geschöpfe, also als 'Mitgeschöpf', eine Aufgabe". Daher sei der Mensch in einer universellen Gemeinschaft zu einem Verhältnis verantwortlicher Gegenseitigkeit berufen. Der Mensch habe mit anderen Geschöpfen gemeinsam, "dass er sein Leben als freies Geschenk vom Schöpfergott erhalten hat".
Die Menschen und insbesondere Christen hätten eine Rolle der Verantwortung und kein Vorrecht: "So haben sie die Pflicht, Tiere so gut als möglich zu behandeln, da Tiere auch leiden und leidensfähige Geschöpfe sind." Man müsse zusammenarbeiten in der Fürsorge für die Tierwelt, "aber ohne die Auswüchse jener Gruppen, die gegen das Aussterben bedrohter Tiere kämpfen, dabei aber dem Menschenhandel gegenüber völlig gleichgültig bleiben". Das gefährde den Kampf und den Einsatz für die Schöpfung, zeigte sich der Nuntius überzeugt.
Gefragt nach praktischen Dingen, die jeder individuell für die Bewahrung der Schöpfung umsetzen könne, erinnerte Nuntius Lopez an einige ganz konkrete Empfehlungen, die Papst Franziskus macht: "Wir sollten uns wärmer anziehen und vermeiden, die Heizung gleich einzuschalten, Plastik und Papier vermeiden, den Wasserverbrauch reduzieren, Müll trennen, nur das kochen, was wir auch wirklich aufessen können, uns um andere Lebewesen sorgfältig kümmern, öffentliche Verkehrsmittel benützen oder mittels Car-Sharing ein Auto mit mehreren teilen, Bäume pflanzen und unnötige Lichter ausschalten", und letzten Endes, sollte man "Gott danken - vor und nach den Mahlzeiten", so Nuntius Lopez abschließend.
Viele internationale Stationen
Pedro Lopez Quintana stammt aus dem nordspanischen Barbastro, wo er am 27. Juli 1953 geboren wurde. Nach seiner Priesterweihe und der Promotion trat er 1984 in den diplomatischen Dienst des Vatikans ein. So lernte er viele unterschiedliche Länder kennen und arbeitete u.a. in Madagaskar, auf den Philippinen, in Indien und Nepal, in Kanada und in Estland, Lettland und Litauen. Er hatte mehrere Funktionen im vatikanischen Staatssekretariat inne, 2002 wurde er zum Bischof geweiht. Seit 2019 ist Erzbischof Lopez Apostolischer Nuntius in Österreich und lebt in Wien.
(Interview im Wortlaut: www.meinekirchenzeitung.at/wien-noe-ost-der-sonntag/c-kirche-hier-und-anderswo/wie-viel-fuelle-ist-vorhanden_a26964)
Quelle: kathpress