Scharl: "Migranten und Flüchtlingen mit Respekt begegnen"
Der Wiener Weihbischof Franz Scharl hat dazu aufgerufen, "Migranten und Flüchtlingen mit Respekt zu begegnen". Bei einem Gottesdienst am Sonntag, 26. September, im Wiener Stephansdom appellierte Scharl, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich der anderssprachigen Seelsorge zuständig ist, an einem Zusammenleben in versöhnter Verschiedenheit zu arbeiten. Ein friedliches Zusammenleben basiere auf gemeinsamen Lernprozessen und erfordere konkrete Gesten des Willkommen-Seins und der Hilfe, sagte Scharl. Der Gottesdienst stand ganz im Zeichen des "Sonntags der Völker", der alljährlich am letzten Sonntag im September gleichzeitig mit dem "Welttag der Migranten und Flüchtlinge" gefeiert wird.
In seiner Predigt erinnerte Scharl an die schwierige Situation, in der sich viele Migrantinnen und Migranten in Österreich befänden. Sie zählten häufig zu den Benachteiligten und Menschen am Rande der Gesellschaft, besonders dann, wenn sie von Lebensschicksalen wie Flucht, Menschenhandel oder Ausbeutung betroffen seien. Es sei "bittere Realität", dass viele dieser Menschen Ausbeutung erlebten - sei es in Prostitution, als Bauarbeiter, Erntehelfer oder Haushaltshilfen. Der Pflegebereich sei in besonderer Weise auf Frauen aus östlichen Nachbarländern angewiesen: "Geben und zeigen wir ihnen Respekt - sonst könnten wir in Österreich nicht so leben, wie wir es tun", so Scharl.
Scharl feiert den Gottesdienst, zu dem sich Gläubige u.a. der polnischen, slowakischen, rumänischen, spanischen, ungarischen, italienischen, französischen, englischen, tschechischen, albanischen und der Sinti-Gemeinde angekündigt hatten, gemeinsam mit dem Rektor der Arbeitsgemeinschaft der Anderssprachigen Gemeinden, Johannes Gönner. Dieser erinnerte bei dem Gottesdienst an die wichtige soziale und religiöse Funktion der muttersprachlichen Gemeinden: "Christen, die ankommen, suchen den Glauben in ihrer Muttersprache." Der Welttag der Migranten sei ein deutliches Zeichen, "dass wir keine Fremden sind, sondern Geschwister in Christus", so Gönner.
Besondere Gottesdienste zum "Sonntag der Völker" fanden auch in zahlreichen anderen Kirchen und Domen in ganz Österreich statt. Etwa 500.000 Katholikinnen und Katholiken in Österreich haben Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden. Aktuell wird dort in derzeit rund 30 Muttersprachen der Gottesdienst gefeiert, wobei dafür in der Regel Räumlichkeiten deutschsprachiger Pfarrgemeinden mitgenutzt werden. Das Dach über die fremdsprachigen Gemeinden ist seit mehr als 40 Jahren deren Nationaldirektion.
Quelle: kathpress