Kirchenvertreter fordern entschlossenes Vorgehen gegen Klimakrise
Zum entschlossenen Vorgehen gegen die Klimakrise und die aus ihr resultierenden Folgen für die künftigen Generationen haben auch Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Religionsgemeinschaften im Zuge der "Fridays for Future"-Klimaproteste aufgerufen. In Wien schloss sich das Bündnis "Religions for Future" am Freitag vor der St. Johann-Nepomuk-Kirche in der Praterstraße nach einem "Laudato si"-Gebet dem Demonstrationszug zum 8. Internationalen Klimastreik vom Praterstern über den Ring zum Heldenplatz an.
"Uns ist es wichtig, als Kirchen und Religionsgemeinschaften beim Klimastreik dabei zu sein", betonte Markus Gerhartinger, Sprecher der katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten Österreichs, im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress am Rande der Demonstration. "Wir leben alle auf einer Erde und wollen alle, dass diese erhalten bleibt und dass die nächsten Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden." Man unterstütze die Forderungen der "Fridays-Bewegung", wie etwa eine ökosoziale Steuerreform oder den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, fügte Gerhartinger hinzu: "Es muss für die Menschen in Zukunft leichter werden, umweltfreundlich zu leben."
"Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung müssen jetzt die oberste Priorität haben", betonte der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, denn man habe im Sommer die Folgen des "Nicht-Handelns" bereits gesehen. "Die Überschwemmungen und Waldbrände sind nur ein Vorgeschmack dessen, was auf uns zukommt", zeigte er sich überzeugt. Leider hätten viele noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt. Es gelte "hier umzukehren", neben jedem Einzelnen, sei "besonders auch die Politik gefordert", etwas zu ändern, so Hennefeld. Initiativen wie der Klimastreik seien wichtig, um in dieser Hinsicht Druck aufzubauen.
"Religionen auch in der Verantwortung"
"Unser Leben und die Schöpfung ist ein Geschenk Gottes und wir müssen mit diesem Geschenk achtsam umgehen", betonte Anja Appel, Leiterin der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO). Auch in Österreich sei man schon betroffen von den Folgen der Klimakrise. "Die Religionen sind da auch in der Verantwortung, denn wir haben auch den Auftrag, unseren Glauben in politisches Wirken zu übersetzen", zeigte sich Appel überzeugt. Notwendig sei Einsatz für Gerechtigkeit auf lokaler und globaler Ebene.
Für die evangelische Umweltbeauftragte Andrea Kampelmühler ist das Engagement der Kirchen bei den Klimastreiks besonders wichtig: "Alle sind aufgefordert, nach ihren Möglichkeiten ihren Beitrag zu leisten, ganz besonders natürlich die Wirtschaft und Regierungen, aber auch die Kirchen sollen etwas beitragen", sagte Kampelmühler im Kathpress-Interview.
"Wir sind Hüter der Schöpfung Gottes", erinnerte P. Franz Helm von den Steyler Missionaren an die Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus. "Diese Verantwortung müssen wir endlich übernehmen, nicht die Schöpfung beherrschen und ausbeuten, sondern Sorge tragen, für jedes Leben." Dies könne ganz persönlich passieren, durch eine Lebensstilveränderung, aber müsse auch auf gesellschaftlicher Ebene geschehen, durch politische und wirtschaftliche Veränderungen, so Helm. Dafür sei der Klimastreik ein geeignetes Mittel.
Globaler Süden am stärksten betroffen
Von den schweren Auswirkungen der Klimakatastrophe auf sein Heimatland sprach bei der Schlusskundgebung des Wiener Klimastreiks am Heldenplatz auch der Büroleiter von "Horizont3000" im Senegal, Ismael Ndao. An den Küsten des afrikanischen Landes gebe es Überschwemmungen und fruchtbare Böden würden versalzen, im Gegensatz dazu herrschen in manchen Landesteilen verheerende Dürren: "Die Ernte fällt aus und die Bauern können ihre Familien nicht mehr ernähren." Klimagerechtigkeit bedeute, dass alle endlich Verantwortung übernehmen, betonte Ndao und forderte: "Keine Ausreden mehr, wir müssen handeln!"
"Horizont3000"-Geschäftsführer Erwin Eder wies gegenüber Kathpress darauf hin, "dass die Länder des Globalen Südens, die am wenigsten zu den klimaschädlichen Emissionen beitragen, am stärksten vom Klimawandel betroffen sind". Der im August erschienene Bericht des Weltklimarates zeichne ein düsteres Bild. "Nur wenn eine umgehende Reduktion klimaschädlicher Emissionen gelingt, kann die Erderwärmung noch entscheidend eingebremst werden", so der Geschäftsführer der von mehreren österreichischen katholischen Einrichtungen getragenen Entwicklungshilfeorganisation.
"Worauf warten wir noch?"
Auch der geschäftsführende Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner, unterstützte den Klimastreik: "Ich habe größten Respekt vor den vielen jungen Menschen, die sich für das Thema Klimaschutz einsetzen, die im Rahmen von Fridays for Future versuchen, uns Erwachsene, die Politik, die Wirtschaft, uns alle wachzurütteln und zu konsequentem Handeln zu bringen", schrieb er am Freitag auf seiner Facebook-Seite.
"Worauf warten wir noch? Was soll noch alles passieren?", verwies Schwertner auf die Dringlichkeit der Klimakrise auch in Österreich. Dringend geboten sei, "eine Solidarität, die auf Gerechtigkeit und Frieden sowie auf der Einheit der Menschheitsfamilie gründet", so habe es Papst Franziskus auf den Punkt gebracht. "Die politisch Verantwortlichen sind gefordert, wir alle sind es - Denn es kommt auch hier auf jede und jeden Einzelnen an. Die Zeit ist reif!", so Schwertner abschließend.
Im Zuge des Globalen Klimastreiks fanden Weltweit finden Kundgebungen in mehr als 80 Ländern statt, in Österreich sind Demonstrationen in 14 Städten angemeldet. Zu den zentralen Forderungen der "Fridays for Future"-Klimaprotestbewegung zählen unter anderem die Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels, die Umsetzung der Maßnahmen des Klima- und ökologischen Notstands oder die Umsetzung eines einen klimagerechten Gesellschaftsvertrag.
(Information: www.klimaprotest.at)
Quelle: kathpress