Österreichs Kirche feiert "Sonntag der Völker"
Ein Fest der Zusammengehörigkeit über alle ethnischen und kulturellen Grenzen hinweg feiert die Katholische Kirche in Österreich kommenden Sonntag: Der "Sonntag der Völker" am 26. September rückt die anderssprachige Seelsorge in den Fokus, also die katholischen Migrantengemeinden, in denen es Heilige Messen und pastorale Angebote in der jeweiligen Muttersprache gibt. Ein Randphänomen ist dies nicht, hat doch eine halbe Million der in Österreich lebenden Katholiken Migrationshintergrund. Daran wird in den Dom- und Pfarrkirchen erinnert, mit Gottesdiensten und Begleitveranstaltungen, bei denen kulturtypische Musik, Sprachen, Trachten und Gestaltungselemente nicht fehlen dürfen. Das Motto lautet "Gemeinsam im Geist Jesu unterwegs".
In der bei der Bischofskonferenz angesiedelten Nationaldirektion der katholischen anderssprachigen Seelsorge ist man bemüht, angesichts der Pandemie ein "Zeichen der Hoffnung und des Neuaufbruchs nach den Monaten der Ungewissheit und Isolation" zu bieten, erklärt deren Leiter Alexander Kraljic in der Einladung zum "Sonntag der Völker". Im Vorjahr hatte der stets am "Welttag der Migranten und Flüchtlinge" gefeierten Sonntag nur in äußerst reduzierter Form stattgefunden. Heuer sind auch große Chöre wieder erlaubt, und teils werden sogar nach den Gottesdiensten Agapen veranstaltet, freilich unter Einhaltung der Vorschriften zur Covid-Prävention.
Musik vieler Kulturen in Domkirchen
In Wien wird der Stephansdom zum Hauptschauplatz des "Sonntags der Völker", der früher "Ausländersonntag" hieß. Um 10.15 Uhr feiert Weihbischof Franz Scharl, der auch Referatsbischof für die anderssprachige Seelsorge in der Österreichischen Bischofskonferenz ist, einen Festgottesdienst, Konzelebrant ist Johannes Gönner, Rektor der Arbeitsgemeinschaft der Anderssprachigen Gemeinden. Ihre Teilnahme zugesagt haben die polnische, slowakische, rumänische, spanische, ungarische, italienische, französische, englische, tschechische, albanische und Sinti-Gemeinde. Deren jeweilige traditionelle Speisen werden nach dem Gottesdienst bei einer Agape im Arkadenhof des Erzbischöflichen Palais angeboten.
In Graz wird am Sonntag ebenfalls der Dom (10 Uhr) in ein multikulturelles Festgelände verwandelt. Die kroatische, polnische, ungarische, slowenische, italienische, spanische, albanische, englische und rumänisch-unierte Gemeinde feiern mit, Hauptzelebrant ist Pfarrer Matthias Kreil, Prediger der Franziskaner Josep Pasaricek von der kroatischen Gemeinde. Im Anschluss steht eine Agape am Platz vor dem Grazer Mausoleum am Programm.
In Linz feiert der diözesane Zuständige für die fremdsprachige Seelsorge, Laszlo Vencser, um 10 Uhr einen Gottesdienst zum "Sonntag der Völker" im Mariendom. Die persisch-afghanische, afrikanische englischsprachige, Kroaten, lateinamerikanische Spanischsprachige sowie Teilnehmer aus Polen, Tschechen und Slowaken sowie Ungarn ebenso Rumänisch-griech-katholische und Ukrainisch-griech-katholische Kirche nehmen teil, sowie auch Türken, Perser und die Philippen. Ein anschließendes Begegnungsfest findet heuer jedoch nicht statt.
Auch Pfarren eingeladen
In St. Pölten leitet Sepp Gruber, Koordinator der diözesanen fremdsprachigen Seelsorge, ab 10 Uhr die Festmesse in der Pfarre Maria Lourdes mit dem kroatischen Seelsorgeamt sowie den philippinischen, brasilianischen, nigerianischen und orientalischen Gläubigen. Nach Liedern aus aller Welt findet eine Agape im Freien statt.
In Salzburg zelebrierte der peruanische Bischof Gerard Anton Zerdin bereits am vergangenen Sonntag in der Pfarrkirche St. Andrä einen Festgottesdienst im Vorfeld des "Sonntags der Völker", bei dem die Gläubigen der ukrainischen, italienischen, aramäischen, kroatischen und der philippinischen Gemeinden zugegen waren.
In Innsbruck findet kommendes Wochenende das diözesane Fest des Glaubens anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums von Diözesanpatron Petrus Canisius statt. In diesem Rahmen gibt es am Samstag (25. September) um 16 Uhr in der Innsbrucker Messehalle einen großen Festgottesdienst, bei dem auch die muttersprachlichen Gemeinden in die Gestaltung eingebunden sind, wie es heißt.
Auch alle katholischen Pfarren sind eingeladen, sich mit eigenen Impulsen bei ihren Gottesdiensten am "Sonntag der Völker" zu beteiligen. Mit einem Zitat von Papst Franziskus: "In der Begegnung mit der Vielfalt der Fremden, der Migranten, der Flüchtlinge und im interkulturellen Dialog, der daraus entstehen kann, haben wir die Möglichkeit, als Kirche zu wachsen und uns gegenseitig zu bereichern", wie der römische Pontifex in seiner Botschaft zum diesjährigen "Welttag der Migranten" hervorgehoben hat.
Interesse zeigen, Vorurteile überwinden
In den von der Nationaldirektion der katholischen anderssprachigen Seelsorge bereitgestellten Gestaltungsvorschlägen zum "Sonntag der Völker" wird darauf verwiesen, dass Fremde sowohl Bereicherung als auch Belastung sein können. Damit ersteres der Fall ist, sei "ehrliches Interesse füreinander, das Überwinden von vorgefertigten Meinungen - ja und auch Humor" Voraussetzung. Das gemeinsame Christliche und Katholische empfänden viele als eine "Brücke, um Ängste und Gräben zu überwinden".
Eine halbe Million Katholiken in Österreich haben Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden. Aktuell wird dort in derzeit rund 30 Muttersprachen der Gottesdienst gefeiert, wobei dafür in der Regel Räumlichkeiten deutschsprachiger Pfarrgemeinden mitgenutzt werden. Das Dach über die fremdsprachigen Gemeinden ist seit mehr als 40 Jahren deren Nationaldirektion.
Quelle: kathpress