Schönborn: Auch Religionsunterricht vermittelt ethische Grundregeln
Kardinal Christoph Schönborn hat am Beginn des neuen Schuljahres vor dem Hintergrund des nun eingeführten Ethikunterrichts für Oberstufenschüler darauf hingewiesen, dass es auch im Religionsunterricht um ethische Grundregeln geht. Einer der ältesten Texte zur Ethik seien die biblischen Zehn Gebote, erinnerte der Wiener Erzbischof in seiner wöchentlichen Kolumne in der Zeitung "Heute" (Freitag).
Aber nicht alle nehmen am Religionsunterricht teil, so der Kardinal weiter. Man könne sich davon abmelden, viele hätten gar kein religiöses Bekenntnis. "Aber alle brauchen wir Ethik", so Schönborn. "Deshalb bin ich der Bundesregierung dankbar, dass sie ab diesem Schuljahr den verpflichtenden Ethikunterricht für alle eingeführt hat, die keinen Religionsunterricht besuchen."
Sowohl die Ethik als auch die Religion würden sich mit Fragen wie "Was sollen wir tun? Was besser nicht?" befassen. In den Zehn Geboten seien die einfachsten Regeln für ein gutes Zusammenleben zusammengefasst: "Du sollst nicht morden, die Ehe brechen, stehlen, lügen!" Zugleich würden Gläubige aufgefordert: "Ehre deine Eltern, glaube an Gott."
Der Wiener Erzbischof nannte es "schrecklich, in einer Gesellschaft zu leben, in der Morden, Betrügen, Stehlen und Lügen zum Alltag geworden sind". Deshalb werde Ethik gebraucht, "von Kind an", und habe auch einen wichtigen Platz in der Schule.
Wenn es darum geht, Wege für ein gutes Miteinander zu finden, "brauchen wir eine solide ethische Basis". Einzuüben wäre dies am besten schon in der Schule. "Das geht nur gemeinsam", sprach sich der Kardinal indirekt gegen ein Konkurrenzverhältnis zwischen Religions- und Ethikunterricht aus.
Der Hintergrund: Ab Herbst 2021 gibt es für jene Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, einen verpflichtenden Ethikunterricht im Ausmaß von zwei Wochenstunden. Ethikunterricht gibt es somit künftig für alle, die sich vom Religionsunterricht abmelden oder diesen wegen Konfessionslosigkeit nicht besuchen. Das neue alternative Pflichtfach wird in den Oberstufen von Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) aufsteigend in den kommenden Jahren implementiert. Im Endausbau soll das Fach ab dem Schuljahr 2025/2026 dann in der gesamten Oberstufe eingeführt sein.
Quelle: kathpress