Pastoralamtsdirektorin: Kirchliches Leben ohne Frauen undenkbar
Für mehr Gleichberechtigung und Gleichstellung der Geschlechter in der katholischen Kirche hat sich erneut die Linzer Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl ausgesprochen. Sie setze sich für geänderte Zulassungsbedingungen zum Weiheamt ein, sagte sie im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "News" (aktuelle Ausgabe). Bei der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni hätten 14 Frauen in Leitungsfunktionen der Diözesen und Ordensgemeinschaften im gemeinsamen Gespräch mit den Bischöfen diese Anliegen auch ganz klar deponiert.
Die Annahme, in den Kirchenstrukturen ihrer Diözese Linz würden Frauen ausgesperrt, wies die Pastoralamtsleiterin indes klar zurück. Grundsätzlich seien Frauen vom religiösen Leben nicht ausschlossen, es gebe aber wohl "Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in den Leitungspositionen, im Zugang zu bestimmten (Weihe-)Ämtern". Insbesondere bei jungen Frauen wachse das Unverständnis dafür.
Die Forderung aus allen Teilen der Welt nach Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit sowie aus den jüngsten Kirchensynoden zu den Themen Jugend, Beziehung und Amazonien müsse man sehen. Es "würde der katholischen Kirche sehr anstehen, hier die nächsten Schritte zu setzen. Die wissenschaftliche Forschung hat diesbezüglich schon alles aufbereitet, dies liegt seit ca. 50 Jahren bereits auf."
Auf die Frage, wie lange es noch dauern könnte, bis diese Gleichwertigkeit in den Kirchenstrukturen erlebbar werde, nannte Eder-Cakl sich selbst als Theologin in höherer Position als Beispiel: "Das ist Gott sei Dank schon so. Es geht aber auch um die Zulassung zum Weiheamt, damit es Priesterinnen, weibliche Diakone und Bischöfe gibt. Dies wäre ein sehr, sehr großer Wunsch von mir, dass hier Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche herrscht."
Eder-Cakl engagiert sich seit einigen Jahren auch im interreligiösen Dialog. Für sie gibt es "keine andere Möglichkeit als Dialog" mit nicht-christlichen Religionen. Zur Frage nach der Auswahl der Gesprächspartnerinnen und -partner bekräftigte sie: "Wir sind mit jenen Religionsvertretern im Dialog, welche auch von dieser Religionsgemeinschaft die offiziellen Vertreter sind. Das suchen nicht wir aus, welche Personen unsere Gesprächspartner sind."
Was eine Pastoralamtsdirektorin tut
Ihren Alltag im Pastoralamt beschrieb Eder-Cakl als vielfältig: Die Palette reiche von den unterschiedlichsten Bereichen der Seelsorge über Unterstützung für die mehr als 8.000 ehrenamtlich Mitarbeitenden bis hin zur Wahl der Pfarrgemeinderäte im kommenden Jahr. Zudem gehe es um Forschung und Entwicklung. "Hier erarbeiten wir für Oberösterreich ein Seelsorgekonzept für Tourismus und Pilgern. Dazu kommen strategische inhaltliche Entscheidungen sowie Managementaufgaben und Personalführung", erklärte Eder-Cakl.
Langfristig gehe es immer darum, wie sich die Gesellschaft entwickelt und wo die Kirche dabei steht. Es gehe um Fragen wie: "Wo sollen wir präsent sein? Wo ist unsere Stimme gefragt? Wie garantieren wir, dass wir Seelsorge gut leisten können und dass wir die Stimme für eine gerechte und soziale Gesellschaft erheben?"
Bei der Zusammenarbeit von Politik und Kirche sei es wichtig, dass jeder Teil seine Aufgabe hat: "Die Kirche ist eine gesellschaftspolitische Stimme. Wir haben als Religion auch die Aufgabe zu sagen, dass wir dieses und jenes aus der Gesellschaft heraus wahrnehmen und dies aufgrund unserer Werthaltung heraus auch thematisieren, ohne Parteipolitik zu betreiben", unterstrich Eder-Cakl. Man müsse auch erkennen, dass die Politik in manchen Bereichen anders agieren muss als die Religionsvertreter, "sonst wäre dies ja eine unzulässige Vermischung". Es brauche "die gute Grenze zwischen Politik und Religion, aber dies ist im interreligiösen Dialog ähnlich. Wir sind nicht alle gleich, auch wenn wir an einen Gott glauben", sagte sie.
Quelle: Kathpress